Lagarde mahnt bei Handel zur Deeskalation
ms Frankfurt – IWF-Chefin Christine Lagarde hat eindringlich an alle Verantwortlichen appelliert, die globalen Handelsstreitigkeiten endlich zu entschärfen und stattdessen gemeinsam das weltweite Handelssystem zu verbessern. Jetzt müssten “alle Anstrengungen” für eine Deeskalation der Konflikte ergriffen werden, sagte Lagarde gestern bei einer EZB-Konferenz in Frankfurt. Eine Politik des Wie-Du-mir-so-ich-Dir müsse unbedingt vermieden werden. Stattdessen gelte es, Wege zu finden, das volle Potenzial des E-Commerce und des Handels mit Dienstleistungen zu erschließen, sagte sie.Zuletzt hat sich der Handelsstreit vor allem zwischen den USA und China zugespitzt. Die Eskalation gilt als großes Risiko für die Weltwirtschaft. Ende Juni könnte es bei einem G 20-Gipfel im japanischen Osaka zu einem möglicherweise entscheidenden Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping kommen. Diese Hoffnung stützte US-Präsident Donald Trump gestern allerdings wieder.IWF-Chefin Christine Lagarde untermauerte nun ihre Warnung vor den Folgen der Handelskonflikte und sagte dabei mit Blick auf neue Handelsbarrieren oder Drohungen mit solchen Barrieren auch: “Das könnte der Anfang von etwas anderem sein, das uns breiter betreffen könnte.” Was genau sie damit meinte, blieb unklar. Eine verbreitete Sorge ist aber, dass der Konflikt zwischen Washington und Peking weit über Handelsstreitigkeiten hinausgeht und beide Nationen längst um die globale Vorherrschaft kämpfen.Die Europa-Abteilung des IWF veröffentlichte gestern eine Studie, in der sie die Folgen berechnet, falls die USA eine 25-Prozent-Steuer auf Importe von Autos und Autoteilen aus Europa verhängen sollten. Trump hat wiederholt mit Autozöllen gedroht. Laut IWF könnte das zu kurzfristigen Verlusten in Höhe von 0,1 % des Bruttoinlandsprodukts führen. “Lassen Sie uns hoffen, dass dies ein hypothetischer Fall bleibt”, sagte Lagarde in Frankfurt zu der Studie. Villeroy de Galhau warntAuch Frankreichs Zentralbankchef François Villeroy de Galhau appellierte an die politischen Führer, die Handelskonflikte zu beenden. Die Notenbank stoße sonst womöglich an Grenzen, sagte er – auch wenn er die Möglichkeit einer weiteren Lockerung durch de Europäische Zentralbank (EZB) bekräftigte: “Wir werden alles innerhalb unseres Mandates tun. Wenn die Wirtschaft abbremst, könnten wir mehr tun. Aber wir haben keine Wundermedizin, wir können nicht alles tun”, sagte er im französischen Fernsehen.