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Lagarde setzt weiter auf deutschen Chefberater

Von Mark Schrörs, Frankfurt Börsen-Zeitung, 29.1.2020 EZB-Präsidentin Christine Lagarde setzt auf lange Sicht auf die Dienste des deutschen EZB-Chefberaters Roland Straub. Der Vertrag des 45-Jährigen als Chefberater von Lagarde und Koordinator des...

Lagarde setzt weiter auf deutschen Chefberater

Von Mark Schrörs, FrankfurtEZB-Präsidentin Christine Lagarde setzt auf lange Sicht auf die Dienste des deutschen EZB-Chefberaters Roland Straub. Der Vertrag des 45-Jährigen als Chefberater von Lagarde und Koordinator des Beraterstabs des sechsköpfigen EZB-Direktoriums wurde nach Informationen der Börsen-Zeitung gestern bei der wöchentlichen Sitzung des Gremiums längerfristig gebunden. Üblich sind bei den Posten drei Jahre, die aber durchaus verlängert werden können. Prägende Jahre für die EZBNach dem Wachwechsel von Mario Draghi zu Lagarde Anfang November 2019 war der Vertrag von Straub zunächst um drei Monate verlängert worden. Nun verstetigen die beiden ihre Zusammenarbeit. Draghi hatte den Deutschen im Februar 2017 zu seinem Chefberater gemacht. Zuvor hatte Straub unter anderem als Berater des damaligen EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré gearbeitet.Der Deutsche wird damit in für die EZB-Zukunft prägenden Jahren an zentraler Stelle sitzen und etwa auch an den Sitzungen des EZB-Rats, dem obersten Entscheidungsgremium im Eurosystem, teilnehmen. Neben den üblichen Entscheidungen über die Geldpolitik im Euroraum wird im EZB-Rat in diesem Jahr insbesondere um die künftige Strategie der Notenbank gerungen. Lagarde hat die erste umfassende Überprüfung des geldpolitischen Rahmenwerks der EZB seit 2003 initiiert.Lagarde hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, das Verhältnis zwischen der EZB und der deutschen Öffentlichkeit, das sich unter Draghi immer weiter verschlechtert hatte, zu verbessern. Sie hat eigens angefangen, Deutsch zu lernen, und sie hat in den ersten Wochen ihrer Amtszeit eine regelrechte Charmeoffensive in Deutschland gestartet. Große Hoffnungen stützen sich dabei in der EZB auch auf das neue deutsche Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel, seit Anfang dieses Jahres im Amt. Auch Straub wird Lagarde im Umgang mit der deutschen Öffentlichkeit ein wichtiger Berater sein.Straub arbeitet seit 13 Jahren für die EZB und genießt in der Notenbank einen sehr guten Ruf. Er gilt als pragmatisch und diskussionsfreudig. Bevor er im Mai 2013 Berater von Coeuré wurde, war er in den Generaldirektionen Forschung sowie Internationale und europäische Beziehungen tätig. In der Zeit veröffentlichte er zusammen mit anderen Autoren eine Reihe von Arbeitspapieren, unter anderem zu den Effekten breiter Anleihekäufe in den USA sowie zur internationalen Transmission und zur globalen Koordinierung der Geldpolitik.Bevor Straub zur EZB kam, arbeitete er als Volkswirt beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Er besitzt einen Doktortitel in Volkswirtschaft vom Europäischen Hochschulinstitut Florenz, das stark international geprägt ist. Nicht zuletzt deshalb sehen Beobachter in Straub auch einen international orientierten Ökonomen und keinen klassischen Verfechter deutscher Ordnungspolitik. Gremium runderneuertDas EZB-Direktorium, das die Tagesgeschäfte der EZB führt und die geldpolitischen Beratungen im Rat vorbereitet, hat sich zuletzt fast komplett erneuert. Zu Jahresbeginn waren Schnabel und der Italiener Fabio Panetta in das Gremium gerückt. Im Sommer 2019 war der Ire Philip Lane Chefvolkswirt geworden und ein Jahr früher der Spanier Luis de Guindos Vizepräsident. Der Luxemburger Yves Mersch ist nun mit Abstand das dienstälteste Mitglied.