Lage am deutschen Jobmarkt bessert sich

Arbeitskräftenachfrage steigt - Ifo: Weniger Kurzarbeit - Ökonomen: Keine Entwarnung

Lage am deutschen Jobmarkt bessert sich

ast Frankfurt – Vom Arbeitsmarkt kommen auch für den Monat August Erholungszeichen. Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA), der die Arbeitskräftenachfrage in Deutschland abbildet, ist wieder leicht gestiegen. Nach 92 Punkten im Juli legte er um 2 Punkte zu und befindet sich nun wieder auf dem Stand von April. Den Tiefststand erreicht der BA-Stellenindex im Mai und Juni mit nur 91 Punkten. Ökonomen sprechen zwar von Erholung, geben aber noch keine Entwarnung.Nach dem durch die Corona-Pandemie bedingten Einbruch im Frühsommer setzt sich die Erholung der Arbeitskräftenachfrage im August ausgehend von einem niedrigen Niveau fort. Im Vorjahresvergleich liegt der Index allerdings mit einem Minus von 32 Punkten noch immer deutlich zurück. Der BA-X bildet die bei den Arbeitsagenturen gemeldeten offenen Stellen ab und ist der aktuellste Stellenindex hierzulande.Durch die wirtschaftliche Unsicherheit wechseln weniger Menschen ihren Arbeitsplatz. Durch die niedrigere Fluktuation werden weniger Stellen als offen gemeldet. Besonders bei Zeitarbeitsfirmen und im verarbeitenden Gewerbe ging die Zahl offener Stellen deutlich zurück – im Vergleich mit August 2019 im zweistelligen Prozentbereich. Für das Gastgewerbe meldet die Bundesagentur für Arbeit einen Einbruch um 40 %. 12 % der gemeldeten offenen Stellen sind dem Gesundheitswesen zuzuordnen.Positive Signale vom Arbeitsmarkt vermeldet auch das Münchner Ifo-Institut: Der Anteil der Unternehmen mit Kurzarbeit ging im vergangenen Monat um 5 % zurück. In der monatlichen Umfrage gaben demnach noch 37 % der Unternehmen an, Kurzarbeit beantragt zu haben. “Der Anteil an Firmen mit Kurzarbeit war über fast alle Branchen hinweg rückläufig, auch wenn es insgesamt immer noch viele sind”, sagte Ifo-Arbeitsmarktexperte Sebastian Link. Am meisten Kurzarbeit meldete die Industrie: 53 % der Firmen greifen hier darauf zurück. Allerdings ist auch diese Zahl im Vergleich zum Vormonat (56 % im Juli) leicht rückläufig. Mit 2,8 % der Unternehmen melden die IT-Dienstleister am wenigsten Kurzarbeit – in Zeiten von Homeoffice wenig verwunderlich.Obwohl die Wirtschaftsinstitute zuletzt positive Daten gemeldet hatten, wie etwa ein steigendes Ifo-Beschäftigungsbarometer, einen Trend zu mehr Neueinstellungen und nun sinkende Kurzarbeit-Zahlen, warnen Ökonomen vor verfrühtem Optimismus. Die Lage entspanne sich zwar, von einer Trendwende könne allerdings noch keine Rede sein. “Das größte Risiko für den Aufschwung ist und bleibt der weitere Pandemieverlauf”, sagte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der staatlichen KfW-Gruppe, in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Verhaltene ErholungDie Maßnahmen der Regierung wie die ausgesetzte Insolvenzantragspflicht für Unternehmen und die Fortzahlung des Kurzarbeitergeldes sorgten allerdings für eine Stabilisierung der Situation, so Marc Schattenberg von der Deutschen Bank. Allerdings stünde der kritische Herbst noch bevor. “Angesichts der nur sehr verhaltenen Erholungsdynamik werden viele Firmen hier trotz staatlicher Unterstützungsmaßnahmen schlussendlich doch nicht um Jobstreichungen oder gar eine Insolvenz herumkommen”, sagte Allianz-Expertin Katharina Utermöhl. Die Bundesagentur für Arbeit wird heute ihren aktuellen Arbeitsmarktbericht vorstellen. Experten rechnen damit, dass die Arbeitslosenzahl saisonbereinigt leicht gestiegen ist.