IWF

Langer Atem

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Erwartung für das globale Wachstum wieder einmal nach unten geschraubt und auf eine "sofortige, proaktive Antwort" mittels eines global koordinierten Maßnahmenpakets gedrungen. Damit ist die Tonlage...

Langer Atem

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Erwartung für das globale Wachstum wieder einmal nach unten geschraubt und auf eine “sofortige, proaktive Antwort” mittels eines global koordinierten Maßnahmenpakets gedrungen. Damit ist die Tonlage für die IWF-Frühjahrstagung am Wochenende in Washington vorgegeben. So unbefriedigend die Lage der Weltwirtschaft aber ohne Frage auch ist – für Schwarzmalerei gibt es ebenso wenig Anlass wie für blinden Aktionismus.Für 2016 sagt der Fonds nur noch 3,2 % Wachstum voraus. Das liegt erneut nur knapp über jenen 3 %, ab denen viele Ökonomen von einer globalen Rezession sprechen. Der IWF aber ist längst von diesem einst von ihm selbst propagierten Schwellenwert abgerückt. Tatsächlich macht es wenig Sinn, von einer Rezession zu sprechen, wenn die Weltwirtschaft mit 3 % wächst. Auch jetzt schreitet die wirtschaftliche Erholung voran. Das Risiko eines wahren globalen Einbruchs scheint gering. Alarmismus ist fehl am Platz.Absolut richtig ist allerdings, dass das Wachstum zumal angesichts der historisch beispiellosen fiskal- und geldpolitischen Wiederbelebungsversuche enttäuscht. Zur ganzen Wahrheit gehört aber eben auch, dass Wachstumsraten von mehr als 5 % wie vor der Weltfinanzkrise nicht nachhaltig gewesen sind. Sie basierten vor allem auf einer gefährlichen Schulden- und Kreditorgie. Für die Zukunft muss man sich wohl oder übel auf niedrigeres Wachstum einstellen.Das heißt nicht, dass sich die Entscheidungsträger mit deprimierend geringem Wachstum abfinden sollten. Es heißt aber, dass die Wahl der Mittel wohlüberlegt sein muss: Es braucht jetzt keine neuen schuldenfinanzierten Konjunkturpakete oder immer riskantere geldpolitische Experimente, die allenfalls konjunkturelle Strohfeuer entfachen. Was es vor allem braucht, ist zuvorderst in den Industrieländern der lange Atem, mittels Strukturreformen auf den Arbeits- und Produktmärkten das Wachstumspotenzial zu pushen.Aber können solche Reformen nicht zunächst sogar kontraproduktiv sein, etwa über steigende Arbeitslosigkeit? Da kommt es auf das Was und Wie an. Vor allem dürften mit diesem Argument nötige Reformen auf den Sankt-Nimmerleins-Tag vertagt werden. Das wäre jedoch fatal.In jedem Fall gilt es unbedingt, keine überzogenen Erwartungen eines schnellen und schmerzfreien Wegs zu mehr Wachstum zu wecken. Das muss sich auch der IWF zu Herzen nehmen: Sonst ist die Enttäuschung am Ende nur noch größer – was dann über noch stärker schwindendes Vertrauen ganz sicher alles nur schlimmer machen würde.