Längere Lebensarbeitszeit gefordert

Bundesbank votiert für höheres Renteneintrittsalter von 69 Jahren - Rentenniveau sonst nicht zu halten

Längere Lebensarbeitszeit gefordert

Ohne ein höheres Renteneintrittsalter wird das Umlageprinzip der gesetzlichen Rente unfinanzierbar, warnt die Bundesbank. Sie fordert von der Bundesregierung zudem eine Ausweitung der Vorausberechnungen über das Jahr 2030 hinaus.lz Frankfurt – Während die regierungsamtlichen Vorausberechnungen zur Stabilität der Rentenfinanzen nur bis 2030 gehen, hat die Bundesbank in einer Modellrechnung nun die Entwicklung für die Zeit danach unter die Lupe genommen und verlangt eine neuerliche Anpassung der Rentenpolitik: Das Renteneintrittsalter soll bis 2060 auf 69 Jahre angehoben werden, ansonsten würden die Beiträge nicht mehr tragbar und das Rentenniveau auf nur noch 40 % des Durchschnittseinkommens sinken – weit unter die bisher garantierten 43 %.Die Bundesbankökonomen argumentieren mit der nötigen fairen Lastenteilung: Das Renteneintrittsalter könne nicht als unverrückbar garantiert werden bei 65 bzw. 67 Jahren, wenn die Lebenserwartung und damit auch die Rentenbezugszeit immer weiter ansteigt. So hätten Versicherte, die im Jahr 1960 mit 65 Jahren in Rente gegangen seien, diese im Durchschnitt noch gut 13 Jahre genießen können, 2011 waren es schon 19 Jahre, bis 2060 würde dieser Wert auf über 20 Jahre steigen. Eine längere Lebensarbeitszeit dürfe deshalb “nicht tabuisiert werden”.Die Hinauszögerung des Ruhestands hätte aus Sicht der Bundesbank zwei entscheidende Effekte: Da mehr Menschen in Deutschland arbeiten, wird das Wirtschaftswachstum gestützt und damit die für das Umlagesystem wichtige Lohnsumme erhöht. Zudem bleibt das Verhältnis von Beschäftigten zu Rentnern länger intakt. Und schließlich ist die Ansparphase der Erwerbstätigen für die Altersvorsorge länger, was zum einen das Rentenniveau stabilisiert und teilweise sogar wieder anhebt und zum anderen der privaten Altersvorsorge mehr Zeit gibt, einen größeren Kapitalstock zu bilden. Lob für Riester-RenteDen Berechnungen der Bundesbank zufolge würden diese Effekte dafür sorgen, dass das Niveau der gesetzlichen Rente auch nach 2030 nicht unter 43 % fällt; zusammen mit einer voll angesparten Riester-Rente würde das Gesamtversorgungsniveau dann sogar auf über 58 % steigen. Eine längere Niedrigzinsphase würde an der positiven Wirkung angesichts einer Ansparphase von knapp 50 Jahren dabei kaum etwas ändern.Derzeit wird das Renteneintrittsalter schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben. Die Vorausberechnungen der Bundesregierung bis zum Jahr 2030 sehen zudem vor, den Rentenbeitrag auf maximal 22 % des Bruttoverdiensts der Arbeitnehmer zu begrenzen. Ferner soll das Rentenniveau bis 2030 nicht unter 43 % des Durchschnittslohns sinken (derzeit knapp 48 %).Der Bundesregierung wirft die Bundesbank vor, die Entwicklung nach dem Jahr 2030 zu vernachlässigen, und fordert einen längerfristigen Ansatz, der auch die stärkeren demografischen Belastungen jenseits dieser Schwelle einbezieht, wenn der Löwenanteil der Babyboomer in Rente geht. Denn vor diesem Hintergrund ließen sich die bisherigen Eckdaten nicht halten.Wünsche aus den Gewerkschaften, der SPD und CSU, das Rentenniveau durch Änderung der Rentenformel auf dem bisherigen Niveau festzulegen und das Renteneintrittsalter dabei nicht anzutasten, erteilt die Bundesbank eine Absage. Die Bekämpfung der Altersarmut müsse allein über das Steuersystem finanziert werden. Das habe in der Rentenversicherung nichts zu suchen.