POLITISCHE FOLGEN DER PANAMA-PAPERS

Lateinamerikas politische Elite im Fokus

In Argentinien, Brasilien, Venezuela und Uruguay finden sich prominente Nutzer von Briefkastenfirmen

Lateinamerikas politische Elite im Fokus

Von Andreas Fink, Buenos AiresUnter den mindestens 570 argentinischen Kunden der Kanzlei Mossack Fonseca befindet sich auch der Präsident des Landes, der im Dezember angetreten war mit dem Versprechen, gegen die Korruption vorzugehen. Mauricio Macri war zwischen 1998 und 2009 Direktor einer Briefkastenfirma auf den Bahamas namens Fleg Trading Ltd., die von uruguayischen Mossack-Fonseca-Anwälten eingerichtet worden war. Auf einem Dokument, das die Details der Gründung festhielt, fanden sich zudem die Namen Franco Macri und Mariano Macri, Vater und Bruder des Präsidenten. Die Familie gehört zu den reichsten Unternehmerdynastien ihres Landes.Mauricio Macri war seit Ende der neunziger Jahre Präsident des Fußballclubs Boca Juniors, der nun auch in den Panama Papers auftauchte. 2007 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Buenos Aires gewählt, er trat dieses Amt im Dezember 2007 an. Nach argentinischem Recht müssen Spitzenpolitiker und führende Beamte ihre Vermögensverhältnisse offenlegen. Doch in Macris 2008 präsentierter Erklärung taucht die Firma Fleg Trading nicht auf. Noch am Sonntag verbreitete Macris Sprecher in einem Kommuniqué: “Die Gesellschaft hatte zum Ziel, an anderen Gesellschaften als Investor oder Holding in Brasilien zu fungieren. Sie stand in Verbindung mit der Unternehmensgruppe der Familie.” Doch damit dürfte der Präsident nicht davonkommen.Schätzungsweise 400 Mrd. Dollar sollen Argentiniens Reiche außerhalb des Finanzsystems gebunkert haben. Aus der Opposition waren die Angriffe auf den Staatschef bislang eher verhalten. Auch der langjährige Privatsekretär des Ex-Präsidenten Néstor Kirchner taucht unter den Kunden der Kanzlei auf.Die Panama Papers führen auch zu anderen prominenten Lateinamerikanern: zur größten Baufirma des Kontinents etwa, Odebrecht. Deren CEO wurde kürzlich im Rahmen der Korruptionsaffäre um den brasilianischen Ölkonzern Petrobras zu 19 Jahren und 4 Monaten Haft verurteilt. Außerdem finden sich Verbindungen zu Eduardo Cunha, dem Präsidenten des brasilianischen Kongresses, der das Impeachment-Verfahren gegen die Präsidentin Dilma Rousseff einleitete; auch er ein Hauptverdächtiger im Fall Petrobras. Cunha treibt die Amtsenthebung der Staatschefin voran. Offenbar hofft er, eine neue Regierung werde ihn schützen.Auch venezolanische Journalisten fanden bekannte Namen: Etwa Adrián José Velásquez Figueroa, der langjährige Sicherheitschef von Hugo Chávez. Nur vier Tage nach der Wahl von Nicolás Maduro 2013 eröffnete der Ex-Leibwächter eine Gesellschaft auf den Seychellen und übersiedelte in die Dominikanische Republik. Seine Frau Claudia Patricia Díaz Guillén war die Chefin des venezolanischen Schatzamtes, betätigte sich aber auch als Krankenschwester des kranken Chávez an dessen Lebensende. Offiziell verdienten die Eheleute nicht mehr als ein paar Hundert Dollar im Monat.