Lauer Winter beflügelt Arbeitsmarkt

Unerwartet großer Rückgang der saisonbereinigten deutschen Arbeitslosenzahl im Dezember

Lauer Winter beflügelt Arbeitsmarkt

Der deutsche Arbeitsmarkt profitiert von der milden Witterung. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Dezember gegenüber November saisonbereinigt überraschend stark gesunken. Im Gesamtjahr nahm die Arbeitslosigkeit im Schnitt zwar leicht zu, die Beschäftigung erreichte aber trotzdem ein neues Rekordhoch.ks Frankfurt – Im Dezember ist die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) registrierten Arbeitslosen gegenüber November um 15 000 unerwartet stark gesunken, wie die Nürnberger Behörde am Dienstag mitteilte. Volkswirte hatten im Konsens der Prognosen nur mit einem minimalen Rückgang um gerade mal 1 000 Personen gerechnet.Am Jahresende waren den BA-Angaben zufolge unbereinigt 2,873 Millionen Männer und Frauen auf Arbeitsuche. Das waren 33 000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote verharrte auf dem Vorjahresniveau von 6,7 %.Die Erwerbstätigkeit und die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sind weiter gewachsen. Die Zahl der Erwerbstätigen mit Arbeitsplatz im Inland erhöhte sich laut der aktuellen Erhebung des Statistischen Bundesamtes im November gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 23 000, nach + 35 000 im Oktober und + 17 000 im September. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erreichte den vorläufigen BA-Daten zufolge im Oktober eine monatliche Zunahme um 37 000 Personen, nach + 32 000 im September. Das Vorjahresniveau wird deutlich überschritten, wie die BA in ihrem Monatsbericht weiter herausstreicht.Erstmals seit 2009 ist im Durchschnitt des vergangenen Jahres die Arbeitslosigkeit wieder leicht gestiegen. Nach einem Plus von 53 000 wurde die Arbeitslosenzahl von der BA mit 2,950 Millionen ausgewiesen. Die Arbeitslosenquote stieg um 1 Zehntelpunkt auf 6,9 %. Auf der anderen Seite aber erreichte die Zahl der Erwerbstätigen mit vorläufig errechneten 41,84 Millionen Menschen (+ 0,6 %) den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. “Dieser Beschäftigungsaufbau geht überwiegend auf die stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen und die Zuwanderung zurück”, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise bei der Präsentation der aktuellen Arbeitsmarktdaten.Für das soeben begonnene Jahr ist die BA zuversichtlich. “Die wirtschaftlichen Erwartungen sind gut”, betonte Weise mit Blick auf 2014. Für die nächsten Monate deuteten die Frühindikatoren auf eine stabile Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hin. Abgesehen von jahreszeitlichen Schwankungen dürften sich nach Weises Worten die Arbeitslosenzahlen kaum verändern. Für das Gesamtjahr rechnet er mit “um die 2,9 Millionen Arbeitslosen im Durchschnitt”.Zumindest kurzfristig dürfte der Arbeitsmarkt noch etwas aufnahmebereiter sein als bislang. Die Zahl der bei der BA gemeldeten offenen Stellen nimmt seit dem Sommer leicht, aber beständig zu. Für Dezember meldete die BA eine saisonbereinigte Ausweitung um 7 000 Jobs. Verschlechterung in EurolandIm Euroraum insgesamt wird trotz der allgemein erwarteten wirtschaftlichen Belebung in seiner größten Volkswirtschaft Deutschland und in einer Reihe von Krisenländern die Zahl der Arbeitslosen einer Studie zufolge auf einen neuen Rekordwert steigen. Im laufenden Jahr werde sie um 0,5 % auf durchschnittlich 19,3 Millionen zunehmen, schätzt die Wirtschaftsberatung EY (früher Ernst & Young). “Erst ab 2015 wird die Arbeitslosigkeit in der Eurozone langsam wieder sinken”, zitierte Reuters aus der Prognose. Zum Vergleich: Vor Beginn der Finanz- und Schuldenkrise waren 2007 lediglich 15,9 Millionen Menschen ohne Job.Die Währungsunion bleibt EY zufolge auch 2014 tief gespalten. Die höchsten Arbeitslosenquoten (nach internationalem Standard berechnet) dürften mit 28 %, 27 % und 17 % Griechenland, Spanien und Portugal aufweisen. In Österreich (4,9 %) und Deutschland (5,2 %) seien sie am niedrigsten. “Die hohe Arbeitslosigkeit, vor allem die Jugendarbeitslosigkeit, ist die wichtigste Herausforderung für die Politik in Europa”, sagte der Mannheimer Ökonom Clemens Fuest, der im Wissenschaftlichen Beirat von EY sitzt. Er forderte den Ausbau der dualen Ausbildung in den Krisenstaaten und die Förderung der internationalen Mobilität der Arbeitnehmer.