Lautenschläger dringt auf baldige Exit-Debatte

EZB-Direktorin: Stabiler Anstieg der Inflation

Lautenschläger dringt auf baldige Exit-Debatte

ms Frankfurt – Nach Einschätzung von EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger steht die Diskussion über eine geldpolitische Wende der Europäischen Zentralbank (EZB) schon bald an. “Alle Voraussetzungen für einen stabilen Anstieg der Inflation sind da. Ich bin also optimistisch gestimmt, dass wir uns bald der Frage des Ausstiegs widmen können”, sagte Lautenschläger am späten Dienstagabend auf einer Veranstaltung in Hamburg: “Wir müssen bereit sein, zu handeln, wenn es so weit ist”, fügte sie hinzu. Debatte über KernrateZu welchem konkreten Zeitpunkt der Ausstieg beginnen soll, sagte Lautenschläger nicht. Mit Blick auf die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel, die in der EZB-Begründung für einen anhaltend ultralockeren Kurs und speziell die Ausdehnung des Wertpapierkaufprogramms (Quantitative Easing, QE) bis Ende 2017 eine zentrale Rolle spielt, sagte sie aber: “Meines Erachtens geht es nicht darum zu warten, bis der letzte Zweifel an einer Rückkehr der Inflation ausgemerzt ist.”Die Aussagen Lautenschlägers sind die bislang deutlichsten in Richtung eines baldigen Einstiegs in den Ausstieg der EZB aus der ultralockeren Geldpolitik. Lautenschläger gehört ähnlich wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann zu den geldpolitische Hardlinerin im EZB-Rat, sie ist also dem “Falken”-Lager zugehörig – insofern ist die Wortmeldung nicht ganz überraschend. Trotzdem könnte sie die Diskussion über den Exit anheizen. Bislang hat EZB-Präsident Mario Draghi versucht, diese möglichst zu unterbinden.Zum Jahreswechsel hatte EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré, ein Vertrauter Draghis und einflussreicher Notenbanker im EZB-Rat, im Interview der Börsen-Zeitung bereits gesagt, “eine Diskussion über eine Normalisierung der Geldpolitik ist nötig” (vgl. BZ vom 31.12.2016). Zugleich hatte er aber gemahnt, diese müsse “sehr vorsichtig begonnen werden”. Er verwies ebenfalls auf die sehr niedrige Kerninflation und die politische Unsicherheit. In den vergangenen Tagen spielte er den jüngsten Inflationsanstieg als temporär herunter und sagte, ein Ende von QE komme derzeit zu früh.Der EZB-Rat hatte erst Anfang Dezember QE über März 2017 hinaus bis Dezember 2017 verlängert, wenn auch ab April mit einem reduzierten monatlichen Kaufvolumen von dann 60 Mrd. Euro statt 80 Mrd. Euro. In der vergangenen Woche hatte Draghi nach der EZB-Zinssitzung signalisiert, dass daran auch nicht gerüttelt werde. Zugleich aber verschiebt sich auch in der EZB die Einschätzung der Risiken zu Wachstum und Inflation. Spätestens im Sommer könnte die Debatte über den Ausstieg deutlich an Fahrt aufnehmen.