Lauterbach rechnet mit fünfter Infektionswelle
sp Berlin
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich einen Tag nach dem Beschluss neuer Kontaktbeschränkungen durch Bund und Länder zuversichtlich über die Chancen zur Eindämmung der neuen Variante des Coronavirus geäußert. „Die Maßnahmen, die wir ergriffen haben, wirken“, betonte Lauterbach am Mittwoch in Berlin. Eine fünfte Infektionswelle, die ausgelöst von der Omikron-Virusvariante in Ländern wie den USA, Großbritannien oder auch Dänemark bereits sprunghaft steigende Infektionszahlen vor sich her schiebt, sei zwar auch in Deutschland nicht mehr zu verhindern. Die Kontaktbeschränkungen für Geimpfte und Genesene ab dem 28. Dezember könnten die fünfte Welle in Verbindung mit zuletzt mehr als einer Million Impfungen täglich aber bremsen.
Die Booster-Impfungen seien ein entscheidender Baustein im Kampf gegen das Virus, betonte Lauterbach, der das Tempo der Impfkampagne auch über die Weihnachtstage hochhalten will. Bis Ende Januar sollen noch einmal 30 Millionen Impfungen verabreicht werden. Das sei nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen, in denen mehr als 28 Millionen Menschen geimpft wurden, realistisch, erklärte Kassenarztpräsident Andreas Gassen. „Wir impfen derzeit mehr als sechs Millionen Menschen pro Woche, damit liegt Deutschland weit über dem EU-Schnitt“, stellte der Präsident der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) fest.
Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), bewertet die Lage dennoch kritisch. „In den vergangenen Tagen waren die Fallzahlen rückläufig, aber leider ist das kein Zeichen für eine Entspannung“, sagte Wieler und mahnte eine rasche Verminderung der weiterhin hohen Fallzahlen an. Mit der Omikron-Variante stehe dem Land eine Infektionswelle von noch nicht gesehener Dynamik bevor, die das Gesundheitssystem und kritische Infrastrukturen zu überlasten drohe. „Das Weihnachtsfest darf nicht der Funke sein, der das Omikron-Feuer entfacht“, warnte Wieler.
Rückendeckung für RKI-Chef
Lauterbach rechnet wie der RKI-Chef damit, dass Omikron schon bald das Infektionsgeschehen in Deutschland beherrschen wird. In den vergangenen Tagen lagen der Gesundheitsminister und der Leiter seiner obersten Seuchenbehörde allerdings nicht immer auf einer Linie. So veröffentlichte das RKI am Dienstag kurz vor den Beratungen von Bund und Ländern ein Positionspapier, das maximale Kontaktbeschränkungen noch vor Weihnachten empfahl. Das sei nicht abgestimmt gewesen, erklärte Lauterbach daraufhin laut dpa in der Bund-Länder-Schalte. Die Informationslage auf Seiten des Bundes sei „chaotisch“ gewesen, kritisierte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) später. Wieler genieße weiterhin sein volles Vertrauen, sagte Lauterbach am Mittwoch beim gemeinsamen Auftritt vor der Bundespressekonferenz. „Sonst würde er nicht hier sitzen.“ Es sei Aufgabe des RKI, Empfehlungen an die Politik abzugeben, und das werde es auch weiter tun, sagte Wieler.
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