Le Pen bleibt Antworten schuldig

Absichten und Programme der französischen Präsidentschaftskandidaten bleiben in TV-Debatte unklar

Le Pen bleibt Antworten schuldig

Marine Le Pen gab sich bei der Fernsehdebatte aggressiv und griff ihren Gegenspieler Emmanuel Macron immer wieder an. Gleichzeitig offenbarte sie Schwächen in wirtschaftspolitischen Fragen.wü Paris – Die rechtsextreme Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen liegt vor der Stichwahl am Sonntag in Umfragen deutlich hinter Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron zurück. Daran dürfte auch die hitzige Fernsehdebatte nichts ändern, die sich die beiden Kandidaten am Mittwochabend lieferten. Denn laut einer von Elabe für den Nachrichtensender BFMTV durchgeführten Blitzumfrage fanden 63 % der Zuschauer Macron bei der Debatte am überzeugendsten, Le Pen dagegen nur 34 %.Dabei brachte die Debatte nur wenig Aufschluss über die Absichten und die Programme der beiden Kandidaten, da sie eher einer Schlammschlacht glich. Das traditionell zwischen den beiden Wahlgängen organisierte Fernsehduell sei von einer nie dagewesenen Heftigkeit und zudem chaotisch gewesen, urteilten französische Medien. Le Pen hatte Macron gleich zu Beginn attackiert. Er sei der Liebling des Systems und der Eliten, der Kandidat der wilden Globalisierung, hinter dessen einstudiertem Lächeln sich das kalte Grinsen des Bankers zeige, der Frankreich zum Ausverkauf und Ausweiden preisgeben wolle, giftete sie. Le Pen machte auch Andeutungen, dass Macron Gerüchten zufolge ein Konto auf den Bahamas habe.Der 39-Jährige reichte deshalb gestern Klage gegen unbekannt wegen der Verbreitung falscher Informationen zur Beeinflussung des Wahlausgangs ein. Die Staatsanwaltschaft leitete daraufhin Ermittlungen ein. Das Gerücht war kurz vor dem Fernsehduell über soziale Netzwerke verbreitet worden. Macron, dem der frühere US-Präsident Barack Obama gestern in einer Videobotschaft seine Unterstützung aussprach, hatte Le Pen während der Debatte mehrmals auf die Un- und Halbwahrheiten angesprochen, die sie verbreitete. “Sie erzählen Unsinn”, kritisierte er. Ahnungslosigkeit offenbartDenn gerade in wirtschaftspolitischen Fragen zeigte sich Le Pens große Ahnungslosigkeit. So verwechselte sie den Verkauf des Telekomanbieters SFR mit dem der Energiesparte von Alstom und versprach, den Franzosen ihr Geld zurückzugeben, indem sie Ausgaben für die Europäische Union und die Immigration einspare. Eine überzeugende Antwort, wie sie ihre Pläne für den Euro umsetzen will, blieb Le Pen ebenfalls schuldig. Sie will inzwischen parallel zum Euro eine neue Währung einführen und zum früheren Verrechnungssystem nationaler Währungen (ECU) zurückkehren.”Ich muss sagen, dass solche Vorschläge das Vertrauen in die Währung gefährden würden”, warnte Banque-de-France-Chef François Villeroy de Galhau deshalb am Donnerstag. Er verwies darauf, dass sich Frankreich vor Einführung des Euro faktisch am geldpolitischen Kurs Deutschlands habe orientieren müssen. Der Franc sei mehrfach Ziel spekulativer Attacken geworden. “Gerade um diese Probleme zu lösen, haben wir den Euro geschaffen”, sagte er. Noch-Präsident François Hollande wiederum warf Le Pen nach der Fernsehdebatte Ahnungslosigkeit in der Währungspolitik vor. “Der Euro ist eine Bedingung für Unternehmen, um zu exportieren, zu importieren”, sagte er. “Der Euro erlaubt es uns auch, eine stabile Währung zu haben, niedrige Zinsen und eine gesicherte Kaufkraft.”—– Leitartikel Seite 8