tkb Mailand – Die Konjunktur in Italien läuft etwas besser als bislang gedacht. Das statistische Amt Istat hat am Dienstag das Wirtschaftswachstum für das erste und zweite Quartal nach oben korrigiert, so dass Italiens Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Halbjahr um 0,7 % im Vorjahresvergleich gewachsen ist.”Es handelt sich um bedeutende Daten, die zeigen, dass sich Italiens Wirtschaft in Bewegung setzt und nicht mehr den anderen EU-Ländern nachhinkt”, frohlockt Regierungschef Matteo Renzi. Ihm zufolge ist die positive Entwicklung primär auf die Reformen zurückzuführen. Hingegen ist der Präsident des Industriellenverbandes Confindustria, Giorgio Squinzi, überzeugt, dass das Wachstum nicht so sehr Verdienst der Regierungs- und Reformpolitik sei, sondern auf den niedrigen Erdölpreis, den schwachen Euro und die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zurückzuführen sei.Im zweiten Quartal haben laut den Istat-Angaben die leichte Belebung des privaten Verbrauchs (+ 0,3 %) und die Lagerbestandsveränderungen von 0,4 % dem Wachstum Impulse verliehen. Die Investitionen entwickelten sich rückläufig (-0,2 %). Die Importe seien mit + 2,2 % stärker gewachsen als die Exporte mit + 1,2 %. Die Volkswirte von Banca Intesa Sanpaolo erwarten im dritten und vierten Quartal 2015 eine Zunahme des BIP um mindestens jeweils 0,3 % gegenüber dem Vorquartal.Positive Nachrichten kommen auch vom Arbeitsmarkt. Im Juli hat sich die Erwerbslosenquote im Vergleich zum Vormonat um 0,5 Prozentpunkte und im Jahresvergleich um 0,9 Punkte auf 12,0 % reduziert. Das Sinken der Arbeitslosenquote kommt nach leichten Zunahmen in den vorangegangenen Monaten Mai und Juni. Mit 12,0 % liegt sie nunmehr auf dem tiefsten Stand seit zwei Jahren.Nicht nur beim Wachstum, sondern auch am Arbeitsmarkt herrscht ein starkes regionales Gefälle. So belief sich die Erwerbslosenquote im zweiten Quartal auf durchschnittlich 12,1 %. Während sie in Norditalien 7,9 % ausmachte, lag sie in Mittelitalien bei 10,7 und in Süditalien bei 20,2 %. Die Jugendarbeitslosenquote insgesamt sank im Juli im Jahresvergleich und im Monatsvergleich um jeweils 2,6 Punkte auf 40,5 %, mit Spitzenquoten von knapp 60 % in Süditalien.