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Liebesgrüße aus Mar-a-Lago

"Es ist Zeit für unser Land, sich größeren und besseren Dingen zuzuwenden", ließ der designierte US-Präsident Donald Trump am Donnerstag aus den Ferien in seinem exklusiven Urlaubsressort "Mar-a-Lago" in Florida verlauten. Nichtsdestotrotz werde er...

Liebesgrüße aus Mar-a-Lago

“Es ist Zeit für unser Land, sich größeren und besseren Dingen zuzuwenden”, ließ der designierte US-Präsident Donald Trump am Donnerstag aus den Ferien in seinem exklusiven Urlaubsressort “Mar-a-Lago” in Florida verlauten. Nichtsdestotrotz werde er sich mit führenden Mitgliedern der Geheimdienste treffen, um sich “in dieser Sache” auf den neuesten Stand zu bringen, hieß es in der knappen Mitteilung weiter. Welche “Sache” genau gemeint war, ging aus dem Dreizeiler nicht hervor, ließ sich mit einem Blick auf die Nachrichtenticker aber auch so erschließen.Präsident Barack Obama hatte kurz zuvor veranlasst, dass in Reaktion auf die Russland zur Last gelegten Hackerangriffe im Zusammenhang mit den US-Wahlen vor bald acht Wochen 35 Mitarbeiter von russischen Nachrichtendiensten aus dem Land gewiesen werden. Die gefühlte Temperatur der Beziehungen zwischen den USA und Russland war daraufhin selbst auf dem im Kalten Krieg geeichten Thermometer in die Nähe des absoluten Nullpunktes gesunken. Aus Russland ergoss sich Spott und Häme über die “lahme Ente” Obama und seine Regierung, die es nach Einschätzung von Diplomaten der russischen Botschaft in London außenpolitisch zu nichts gebracht habe und statt eines eleganten Schlusspunktes nun einen “letzten Klecks” aufs Papier gesetzt habe.Der russische Außenminister Sergej Lawrow schlug Präsident Wladimir Putin die Ausweisung von 35 US-Diplomaten vor, was dieser mit dem für Lawrow sicher völlig überraschenden Hinweis abschlug, dass er zunächst die Handlungen des nächsten US-Präsidenten abwarten wolle, bevor er über die nächsten Schritte im Verhältnis zu den USA entscheide. Er bedauere, dass Obamas Amtszeit so ende, erklärte Putin staatsmännisch.Keine Frage, im Vergleich mit der perfekten Kreml-Choreographie macht Obama eine sehr schlechte Figur. Viel zu spät und nach Einschätzung von Beobachtern auch zu verhalten reagiert Washington auf die Beeinflussung der Präsidentschaftswahl, die Moskau vorgeworfen und dort bestritten wird. Allerdings ist Obama ziemlich unerwartet mit einem Nachfolger im Amt konfrontiert, der den Kreml im Wahlkampf mehr oder weniger dazu aufgefordert hatte, den Email-Account seiner Konkurrentin zu hacken. Diesem Nachfolger das Dossier zu den Cyberangriffen im Vertrauen darauf zu überreichen, dass Trump sich der Angelegenheit annehmen wird, war für Obama keine Option.Der jetzt veröffentlichte Bericht des FBI und die beschlossenen Sanktionen sollen vor allem auf dem Kapitol die Sensibilität für die neuen Bedrohungen der nationalen Sicherheit schärfen. Das dürfte es Trump deutlich erschweren, in den Beziehungen zu Russland einfach zur Tagesordnung überzugehen, um sich “größeren und besseren” Dingen zuzuwenden.