Einkaufsmanagerindex

Lieferprobleme verderben Euro-Industrie die Laune

Die anhaltenden Lieferprobleme erweisen sich auch im Oktober als Spielverderber für die Euro-Industrie. Sie sorgten für Produktionsunterbrechungen, geringere Auftragszuwächse sowie rasant steigende Ein- und Verkaufspreise.

Lieferprobleme verderben Euro-Industrie die Laune

ba Frankfurt

Die anhaltenden Lieferschwierigkeiten haben sich im Oktober als Hauptproblem der Euro-Industrie erwiesen. Sie sorgten für drastisch verlängerte Lieferzeiten, Produktionsunterbrechungen und verringerte Auftragszuwächse, er­klärte das Forschungsinstitut IHS Markit am Dienstag. Einkaufs- und Verkaufspreise hätten daher auch mit neuen Rekordraten zugelegt. Dies werfe „weitere Fragen darüber auf, ob der jüngste Inflationsschub nur vorübergehend sein wird“, sagte Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit. Erst am vergangenen Donnerstag hatte EZB-Chefin Christine Lagarde nach der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) erneut betont, dass der aktuelle Inflationsanstieg nur vorübergehend sei und schon 2022 wieder nachlassen werde (vgl. BZ vom 28. Oktober). Spekulationen über eine Zinserhöhung bereits im kommenden Jahr erteilte sie daher eine klare Absage.

Der Einkaufsmanagerindex der Industrie gab um 0,3 auf 58,3 Zähler nach. Die Erstschätzung hatte noch einen Wert von 58,5 Zählern ergeben. Damit notiert das Barometer weiter über der Wachstumsschwelle – Werte größer als 50 Zähler signalisieren Wachstum. Dass sich die Lieferzeiten „so drastisch“ verlängert hätten wie selten zuvor, – höhere Werte wies der seit 1997 erhobene entsprechende Indikator nur im Mai und Juni dieses Jahres auf – zeige, wie gravierend die Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Produktionsmaterialien tatsächlich seien. „Neben Produktionsengpässen bei den Zulieferern traten laut Befragten auch immer häufiger Logistikprobleme auf: ein Mangel an Schiffscontainern und unzureichende Frachtkapazitäten, Hafenüberlastungen, der Mangel an Lkw-Fahrern und allgemeine Transportverzögerungen, die vor allem mit der Pandemie zusammenhängen“, erläuterte Williamson.

Laut dem Kiel Trade Indicator sind momentan rund 9% der weltweiten Frachtkapazität durch Containerstaus vor den großen Seehäfen Chinas und der USA gebunden. Derzeit würden viele große Einzelhändler und produzierende Unternehmen Waren auf Vorrat ordern, was die begrenzten Kapazitäten im Transportnetzwerk zusätzlich binde. „Anzeichen für eine Normalisierung dürften sich erst nach dem chinesischen Neujahrsfest im ersten Halbjahr 2022 zeigen, frühestens ab Sommer könnte sich die Lage auf breiter Front entspannen“, mahnte Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator am IfW Kiel.

Im Oktober sorgten die Engpässe laut IHS Markit dafür, dass die Industrieproduktion mit der niedrigsten Rate seit Beginn des Aufschwungs im Juli 2021 ausgeweitet wurde. Den Unternehmen stünden „einige schwierige Monate bevor“, mahnte Williamson. Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist sind im Oktober auf ein Einjahrestief gesunken.

Die Entwicklung auf Länderebene verlief dabei uneinheitlich. So waren die Niederlande der Spitzenreiter, aber auch Irland, Italien und Griechenland vermeldeten allesamt beschleunigte Wachstumsraten. In den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern kühlten sich hingegen die Industriesektoren ab, insbesondere in Deutschland und Frankreich. Vor allem die schleppende Fertigung im Automobilsektor zog andere Industriezweige mit nach unten, „da Unternehmen in diesem Sektor ihre Aufträge für Komponenten und Teile zunehmend reduzieren“, erklärte der für die Umfrage in Deutschland zuständige Ökonom Phil Smith.

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