Lockerungsspekulationen in China nehmen zu
Reuters Hongkong
Nach Protesten gegen die strikten Corona-Maßnahmen hat Chinas Vizepremierministerin Sun Chunlan von einem „neuen Stadium der Pandemie“ gesprochen und damit erneut Spekulationen über mögliche Lockerungen ausgelöst. „Da die Omikron-Variante weniger pathogen geworden ist, mehr Menschen geimpft werden und wir mehr Erfahrungen in der Covid-Prävention gesammelt haben, befindet sich unser Kampf gegen die Pandemie in einem neuen Stadium und bringt neue Aufgaben mit sich“, sagte die Vizepremierministerin bei einem Treffen der Nationalen Gesundheitskommission.
Die rigorosen Maßnahmen der Behörden als Reaktion auf die neue Coronawelle führten am Wochenende zu Protesten in mehreren Millionenmetropolen. Es war die größte öffentliche Demonstration von Unmut in China seit Jahrzehnten. Schon vor dem Ausbruch der Proteste hatten die Behörden eine Anpassung der Corona-Maßnahmen beschlossen. Da die Infektionszahlen jedoch zuletzt stark anstiegen, verhängten viele Städte zusätzliche Maßnahmen. Die Gesundheitskommission forderte die lokalen Behörden auf, sich strikt an die Vorgaben zu halten. Am Dienstag kündigte die Kommission zudem an, die Impfkampagne stärker vorantreiben zu wollen – besonders in der älteren Bevölkerung. Die Zahl der gemeldeten Corona-Neuinfektionen ging derweil den dritten Tag in Folge leicht zurück.
Nach Darstellung des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat China noch Spielraum, seine Null-Covid-Politik langsam und sicher anzupassen. Dies würde einen Anstieg des Wirtschaftswachstums im kommenden Jahr ermöglichen, erklärte der Fonds am Mittwoch. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hatte am Dienstag von Risiken für die chinesische Konjunktur gesprochen und dabei unter anderem auf die Corona-Pandemie verwiesen. Nächste Woche will die IWF-Chefin zusammen mit anderen internationalen Organisationen nach Peking reisen. Dabei werde es um den Wirtschaftsausblick für die Volksrepublik und die Corona-Pandemie gehen.
Bei den kleinen und privaten Industriebetrieben hat sich derweil im November die Stimmung trotz der harten Coronapolitik etwas aufgehellt. Der vom Wirtschaftsmagazin „Caixin“ ermittelte Einkaufsmanagerindex stieg um 0,2 auf 49,4 Punkte, signalisiert damit also weiter ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivitäten.