Löhne sinken in Rekordtempo

Geringverdiener hierzulande besonders betroffen - Kurzarbeit dämpft Einbußen

Löhne sinken in Rekordtempo

ast Frankfurt – Im zweiten Quartal sind die Löhne hierzulande so stark gesunken wie nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 2007. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag bekannt gab, fielen die Bruttomonatsverdienste zwischen April und Juni im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,0 %. Da die Verbraucherpreise im selben Zeitraum um 0,8 % zulegten, ergibt sich nach Abzug der Inflation ein preisbereinigter Verdienstrückgang von 4,7 %.Grund für den historischen Rückgang der Löhne ist die Corona-Pandemie und der damit verbundene, beispiellose Konjunktureinbruch. Die Rezession wirkt sich nach Angaben der Statistiker stärker auf die Verdienste aus als die Finanzkrise 2008/2009. Damals sanken die Nominallöhne um lediglich 0,7 %.Die Geschäftsschließungen während des Lockdowns im Frühjahr, die in etlichen Betrieben brachliegende Produktion sowie der verstärkte Einsatz von Kurzarbeit besonders im Industrie- und Dienstleistungssektor führten zu der negativen Lohnentwicklung im zweiten Quartal. Hauptgrund ist die verkürzte Arbeitszeit. Diese sank im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6,2 % auf durchschnittlich 36,8 Stunden pro Woche.Die Kurzarbeitsregelung wirkt sich nicht nur in Form sinkender Wochenarbeitsstunden auf die Nominallohnentwicklung aus. Die Fortzahlung des Kurzarbeitergeldes federte die sinkenden Löhne ab. In der Statistik von Destatis ist das Kurzarbeitergeld allerdings nicht berücksichtigt. Die realen Einkommensverluste dürften daher geringer ausfallen als die vorläufig gemeldeten 4,7 %.Dennoch sind vor allem Geringverdienende vom Lohnrückgang betroffen. Bei un- und angelernten Arbeitenden in Vollzeit sanken die bezahlten Arbeitsstunden um 9,8 % und 9,4 %. Gemessen am Nominallohnindex reduzierten sich die Verdienste um 7,4 % und 8,9 %. Für Arbeitnehmer in leitender Funktion hingegen gingen sowohl Wochenarbeitszeit als auch die Nominallöhne unterdurchschnittlich stark zurück.Bereits im ersten Quartal waren die Reallöhne wegen der Coronakrise nur um 0,4 % gestiegen. Im vergangenen Jahr waren sie im Schnitt noch um 1,2 % gewachsen. Destatis veröffentlicht die Nominallohnentwicklung seit 2007. Seitdem sind die Löhne insgesamt um 33 % gestiegen, im Osten stärker als im Westen. Dennoch bestehen nach wie vor große Unterschiede. Im Westen betrug der Bruttojahreslohn 2019 bei Vollzeitbeschäftigten 54 550 Euro, im Osten nur 41 534 Euro. – Wertberichtigt Seite 6