Macron kündigt 100-Mrd.-Nachschlag an

Frankreichs Präsident in Sorge um Arbeitsmarkt

Macron kündigt 100-Mrd.-Nachschlag an

wü Paris – Frankreich hat am Dienstag seinen von der Coronavirus-Krise überschatteten Nationalfeiertag begangen. Statt zur üblichen Militärparade auf den Champs-Élysées empfing Präsident Emmanuel Macron 2 000 Gäste zu einer Feier auf der Place de la Concorde. Anschließend gab er den beiden größten Fernsehsendern ein Interview. Ein solches Interview des Staatsoberhauptes am 14. Juli hat in Frankreich eigentlich Tradition, doch Macron hatte genau wie Ex-Präsident Nicolas Sarkozy bisher darauf verzichtet. Nun jedoch wollte der 42-Jährige diese Gelegenheit nutzen, um den Kurs für seine restliche Amtszeit bis zu den Präsidentschaftswahlen 2022 und für die Wiederbelebung der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie festzulegen.Er kündigte einen “sowohl indus-triellen als auch ökologischen, lokalen, kulturellen und pädagogischen” Plan im Umfang von mindestens 100 Mrd. Euro zusätzlich zu den seit Ausbruch der Pandemie bereits versprochenen Hilfen in Höhe von 460 Mrd. Euro an, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Damit will er auch Probleme angehen, für die er bisher keine Zeit gehabt hat. “Ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten zehn Jahren ein anderes Land aufbauen können”, sagte Macron. Sein wichtigstes Ziel für die nächsten sechs Monate laute, so viele Sozialpläne wie möglich zu vermeiden. Der Präsident rechnet jedoch bis zum nächsten Frühjahr mit 800 000 bis 1 Million zusätzlichen Arbeitslosen.Macron will durchsetzen, dass für junge Arbeitnehmer ein bis zwei Jahre lang keine Abgaben anfallen. Damit soll vor allem die Einstellung von Geringqualifizierten gefördert werden, die bis zum 1,6-fachen des Mindestlohns Smic verdienen. Dieser betrug zuletzt 1 539 Euro brutto pro Monat. Es soll zudem 300 000 spezielle Eingliederungsarbeitsverträge für Jugendliche geben, die gerade ihre Ausbildung oder ihr Studium beendet haben und deren Eingliederung in den Arbeitsmarkt während der Coronakrise erschwert wird, versprach Macron. Zusätzlich dazu stellte er 200 000 Plätze für Weiterbildungsgänge in Aussicht, damit junge Franzosen ihr Studium vorläufig verlängern können.Macron plädierte in seinem Interview außerdem für ein langfristiges System von Teilzeitarbeit und für eine Wiederansiedlung umweltfreundlicher Industrien. Er sprach sich gegen Steuererhöhungen zur Finanzierung des neuen Hilfsplans aus, appellierte jedoch an Unternehmen, weiterhin Zurückhaltung bei ihrer Dividendenpolitik zu üben. Frankreichs Staatsoberhaupt stellte zudem ein Programm für den Ausbau des Zuggüterverkehrs und für die Renovierung von Schulen und Altersheimen in Aussicht, um deren Energieeffizienz zu erhöhen.