Manager haben weniger Vertrauen in Regierung
wf Berlin – Das Vertrauen der CDU-nahen Wirtschaft in die große Koalition schwindet. Einer Umfrage des Wirtschaftsrats der CDU zufolge ist der Verlust an Zutrauen in die Digitalisierungspolitik und die Energiepolitik besonders groß. Nur jeweils 11 % der Befragten zeigten sich mit der Regierung in diesen Feldern zufrieden. Dies entspricht einem Rückgang um 10 und 8 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Der Wirtschaftsrat gab seinen rund 12 000 Mitgliedsfirmen Gelegenheit, sich unter wissenschaftlicher Begleitung von Dimap online an der Umfrage zu beteiligen. Rund 3 000 Unternehmen machten davon Gebrauch. “Reichlich geringe Rolle” Der Präsident des Wirtschaftsrats, Werner Bahlsen, stellte die Wirtschaftskompetenz der CDU in Frage. Wirtschaftsfragen spielten im CDU-Bundesvorstand eine “reichlich geringe Rolle” und es werde “sehr ideologisch darüber gesprochen”, sagt Bahlsen. Deshalb wundere es nicht, dass die FDP unter den Mitgliedern des Wirtschaftsrats ein sehr viel stärkeres wirtschaftspolitisches Profil habe. In der Umfrage bestätigten die Teilnehmer den Liberalen mit 76% ein gutes (60 %) bis sehr gutes (16 %) wirtschaftspolitisches Profil. CDU/CSU kommen nur auf 57 %, zwei Punkte weniger als im Vorjahr. Davon entfallen nur 6 Prozentpunkte auf die Note “sehr gut”. Bei der SPD schätzen 94 % der Teilnehmer das wirtschaftspolitische Profil als “gar nicht gut” (57 %) und “weniger gut” (37 %) ein. Nur 5 % halten dies für gut, ein Punkt weniger als im Vorjahr. Bei den Grünen stufen 13 %, bei der AfD 8% das Profil als gut bis sehr gut ein.Die Europawahl sei der zweite Denkzettel für die große Koalition, sagte Bahlsen. Die Wahlgeschenke der SPD hätten sich für die Partei nicht ausgezahlt. Die junge Generation verstehe inzwischen, dass dies zu ihren Lasten gehe. Für die Volksparteien sei ein “kategorisch anderer Ansatz nötig”. Sie entfernten sich immer stärker von der Realität der jungen Generation. In der Europapolitik mahnte Bahlsen ein Konzept der CDU an, um den Vorschlägen des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron zu antworten. In der Umweltpolitik vermisst er eine “saubere Lösung” der CDU, um den Ausstoß von CO2 über ein marktgerechtes System zu reduzieren. In der Geldpolitik hält der Wirtschaftsrat ein “Umsteuern” für absolut nötig. Das Vertrauen in Europa gehe sonst verloren. In die Bundesbank haben 77 % der Unternehmen großes bis sehr großes Vertrauen, in die Europäische Zentralbank (EZB) nur 39 %. Bundesbankpräsident Jens Weidmann würde der Wirtschaftsrat gern an der Spitze der EZB sehen.