Massive Interventionen der Schweizer Notenbank
dz Zürich
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) intervenierte 2020 stärker denn je gegen die Aufwertung des Franken. Wie aus dem am Montag veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht, investierte das Institut im vergangenen Jahr 110 Mrd. sfr in den Kauf von Euros und Dollars und andere ausländische Währungen, um die starke Nachfrage nach der heimischen Valuta auszugleichen. 2019 hatte das Volumen der Devisenmarktinterventionen nur 13,2 Mrd. sfr erreicht.
Die massive Zunahme der Interventionsintensität ist ein Ergebnis der Coronakrise. Diese hatte vor allem im Frühjahr 2020 nicht nur die Nachfrage nach Franken angekurbelt, sondern eine generelle Flucht der Investoren in sichere Anlagen bewirkt. Zeitweise hatte ein Franken 2020 nur noch 1,05 Euro gekostet. So wenig wie seit 2015 nicht mehr. Dementsprechend fielen die Devisenmarktinterventionen der SNB mehrheitlich auf das erste Halbjahr.
Dank der Gegenmaßnahmen der Schweizer Währungshüter blieb der Franken im Vergleich zur europäischen Gemeinschaftswährung über den Zwölfmonatszeitraum hinweg praktisch unverändert. Indessen erfuhr der Dollar eine Abwertung um 8% und das britische Pfund eine solche um 6%.
Die SNB wies Ende des Jahres eine Bilanzsumme von 999 Mrd. sfr aus. Davon entfielen aktivseitig gut 960 Mrd. sfr auf Devisenanlagen. Von diesen waren 39% in Euro-, 35% in Dollar- und 9% in Pfund-Anlagen investiert.
Im Dezember 2020 bezeichnete das amerikanische Schatzamt die Schweiz in einem regelmäßig erscheinenden Bericht zur Währungspolitik als „Währungsmanipulatorin“. Diesen Vorwurf hatte die SNB zurückgewiesen. Die Interventionen seien nötig, um angemessene monetäre Bedingungen und Preisstabilität im eigenen Währungsraum sicherzustellen, erklärte die Notenbank. Es sei nie darum gegangen, Anpassungen der Zahlungsbilanz zu verhindern oder der Schweizer Industrie ungerechtfertigte Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Der Leistungsbilanzüberschuss der Schweiz ist 2020 um 22 Mrd. sfr auf 27 Mrd. sfr gesunken. Der Rückgang sei insbesondere den geringeren Einnahmenüberschüssen im Waren- und Dienstleistungshandel geschuldet, schreibt die SNB.
Thomas Jordan, Präsident des dreiköpfigen Nationalbankdirektoriums, betonte im Dezember in seiner Reaktion auf die Kritik des amerikanischen Schatzamtes: „Die Kommunikation mit den USA ist nicht einfach. Die Schweiz muss die spezielle Situation, in der sie sich befindet, immer wieder erklären.“ Die aufgeblähte Bilanz hat der SNB im vergangenen Jahr einen Gewinn von knapp 21 Mrd. sfr beschert. Aus diesem fließen dem Bund und den Kantonen (Länder) nun 6 Mrd. sfr zu. Basis dieser Gewinnausschüttung ist eine auf fünf Jahre befristete Vereinbarung zwischen der SNB und dem eidgenössischen Finanzministerium. Bei starken Gewinnrückgängen kann die Ausschüttung auch gekürzt oder gar ausgelassen werden.