Mehr Frauen für die EZB

Von Mark Schrörs, Frankfurt Börsen-Zeitung, 30.8.2013 Die EZB und die Frauen - das ist seit vergangenem Jahr ein ganz besonderes Thema. Über Monate verzögerte da das Europäische Parlament in Brüssel den Einzug von Yves Mersch ins Direktorium der...

Mehr Frauen für die EZB

Von Mark Schrörs, FrankfurtDie EZB und die Frauen – das ist seit vergangenem Jahr ein ganz besonderes Thema. Über Monate verzögerte da das Europäische Parlament in Brüssel den Einzug von Yves Mersch ins Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB). Viele Abgeordnete kritisierten, dass die EZB ein reiner “Männerclub” sei, weil weder im sechsköpfigen Direktorium noch im Rat – in dem die Direktoren und die aktuell 17 nationalen Zentralbankchefs sitzen – eine Frau vertreten ist. Die bislang letzte war Gertrude Tumpel-Gugurell, die dem Direktorium bis 2011 angehört hatte.Nun kann die EZB selbst dafür recht wenig. Die Mitglieder des Direktoriums werden von den EU-Staaten berufen, die nationalen Zentralbankchefs in ihren Heimatländern ernannt. Mersch selbst sagte damals bei einer Anhörung in Brüssel, das Problem sei auch, dass vor 30 bis 40 Jahren in den entsprechenden Fachrichtungen vor allem männliche Absolventen von den Universitäten gekommen seien. Tatsächlich hält sich auch bei anderen Notenbanken der Frauenanteil in den Spitzengremien sehr in Grenzen.Trotzdem blieb an der EZB das Etikett haften, sie tue nicht genug für die Frauenförderung. Das aber soll sich jetzt ändern: Gestern kündigte die Notenbank an, dass sie in den nächsten Jahren den Anteil der Frauen in Spitzenpositionen verdoppeln will. Bis Ende 2019 sollen im mittleren Management 35 % und im oberen Management 28 % der Posten durch Frauen besetzt sein. Aktuell sind es 17 % bzw. 14 %. Damit das kein leeres Versprechen bleibt, soll es einen “Aktionsplan” geben.So mancher Spötter in der Frankfurter Finanzwelt fragte gestern zwar, ob die EZB aktuell keine anderen Sorgen habe. Andere wandten ein, entscheidend müssten am Ende Qualifikation und Leistung sein, nicht das Geschlecht. Es gab aber auch ganz andere Reaktionen: “Ach, ist das schön. EZB führt eine Frauenquote ein. Kampf um Ernennung von Yves Mersch hat sich gelohnt”, postete der grüne EU-Abgeordnete Sven Giegold sogleich auf seiner Internetseite.Beim oberen Management hat die EZB die Positionen bis hinauf zur Leitung der Generaldirektionen im Blick, die unter dem Direktorium angesiedelt sind. Eine andere Option, eine Frau in eine Führungsposition zu bringen, ergäbe sich künftig beim neuen Bankenaufsichtsgremium bei der EZB: Bei der Besetzung des Vorsitzes hat die EZB ein gewichtiges Wort mitzureden. Letztlich aber bleibt auch das eine politische Entscheidung: Der EU-Rat ernennt den Vorsitzenden bzw. die Vorsitzende.Dass eine Frau bis ins EZB-Direktorium aufsteigt, das schafft indes keine Quote und kein Aktionsplan der Notenbank. Das ist am Ende eben die Sache der Politik auf EU-Ebene. So ganz bald aber wird das ohnehin nichts: Erst 2018 steht der nächste Wechsel im Direktorium an. ——–Die Notenbank will mehr Frauen in Top-Positionen bringen und entwickelt einen Aktionsplan.——-