Regelinsolvenzen

Wieder mehr Regelinsolvenzen in Deutschland

In Deutschland ist die Zahl der Insolvenzen im März spürbar gestiegen, vor allem im Baugewerbe. Nach drei Jahren mit relativ niedrigen Zahlen ist das aber immer noch nicht die befürchtete Pleitewelle.

Wieder mehr Regelinsolvenzen in Deutschland

Wieder mehr Regelinsolvenzen in Deutschland

Experten sehen weiter „Normalisierung des Insolvenzgeschehens“ – Bau und Handel am stärksten betroffen

ba Frankfurt

In Deutschland steigt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen weiter an. Experten bleiben allerdings gelassen und sehen die lange befürchtete Pleitewelle weiter nicht anrollen, sondern sprechen von einer Normalisierung der Fallzahlen. Vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zufolge wurden im März 13,2% mehr Regelinsolvenzen beantragt als im Vormonat. Im Februar hatte die Zahl der Firmenpleiten im Vergleich zum Januar um 10,8% zugenommen. Insbesondere das aktuelle Finanzierungsumfeld mit der wieder restriktiver werdenden Kreditvergabe der Banken dürfte aber künftig noch für Ungemach sorgen.

Die Wiesbadener Statistiker betonten, dass die Insolvenzanträge oft mit einem Zeitverzug von annähernd drei Monaten in die Statistik einfließen. Endgültige Zahlen liegen deshalb erst für Januar 2023 vor. Die deutschen Amtsgerichte meldeten 1.271 beantragte Unternehmensinsolvenzen – im Januar 2022 waren es 20,2% weniger. Für Dezember 2022 weist Destatis ein Plus auf Jahressicht von 19,7% aus. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus den im Januar 2023 gemeldeten Insolvenzen bezifferten die Amtsgerichte dabei auf knapp 2,3 Mrd. Euro. Im Vorjahr hatten die Forderungen bei über 1,4 Mrd. Euro gelegen.

Die wegen der Härten durch Corona, die Starkregenfälle oder das Hochwasser eingeführten Sonderregelungen in den Jahren 2020 bis 2022 hatten für extrem niedrige Insolvenzzahlen gesorgt. Für den Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) deutet der Anstieg der Firmenpleiten „im langjährigen Vergleich nur auf eine Normalisierung des Insolvenzgeschehens hin“, erklärte der VID-Vorsitzende Christoph Niering. Dieses liege aber schon lange auf niedrigem Niveau: Bereits vor der Corona-Pandemie sei die Insolvenzzahl über ein Jahrzehnt kontinuierlich gesunken, so Niering. Der VID-Vorsitzende verwies auch darauf, dass bestimmte Branchen wie der Einzelhandel, insbesondere Unternehmen der Modebranche, „derzeit besonders oft den Weg zum Insolvenzgericht antreten“ müssten. Hier werde vermehrt mit Insolvenzen auf die veränderte Situation reagiert, denn der Online-Handel und das veränderte Konsumverhalten der Kunden führten in vielen Fällen zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Das prominenteste unter vielen Beispielen sei derzeit Galeria Karstadt Kaufhof. Im Januar gab es die meisten Firmenpleiten mit 246 Fällen im Baugewerbe, gefolgt vom Handel mit 204 Verfahren.

Dynamik flacht ab

„Auch der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in einer speziellen Branche ist noch kein Hinweis darauf, dass sich die langfristige konjunkturelle Entwicklung in Deutschland insgesamt verschlechtert hätte“, betonte Niering. Der Kreditversicherer Allianz Trade hat jüngst die Prognose für die Insolvenzen hierzulande nach oben korrigiert und erwartet nun für 2023 einen Anstieg von 22% (bislang 15%). Die angepasste Voraussage entspricht einem Plus von gut 3.200 auf 17.800 Insolvenzfälle. 2024 dürften es es 6% mehr und damit 18.900 Fälle werden.