Mehr Käufer in deutschen Innenstädten

IW Köln: Mehrwertsteuersenkung wirkt

Mehr Käufer in deutschen Innenstädten

ast Frankfurt – Im Juli waren in den deutschen Innenstädten 4,2 Millionen mehr Passanten unterwegs als im Juni. 1,7 Millionen von ihnen hat die Senkung der Mehrwertsteuer angetrieben. Das hat eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergeben. Das Bundeskabinett hatte sich auf die Senkung der Steuer von 19 % auf 16 % geeinigt, um den Konsum wieder anzukurbeln. “Die Mehrwertsteuersenkung wirkt und hilft vor allem dem Einzelhandel dabei, die Krise zu überwinden”, sagt IW-Direktor Michael Hüther.Das Vorjahresniveau (31 Millionen Passanten im Juli 2019) ist zwar noch nicht erreicht, die Differenz zum Vorjahr hat sich aber mehr als halbiert. Den Effekt der Steuersenkung berechnete das IW unter Berücksichtigung von Feiertagen und Ferien, Corona-Neuinfektionen und Lockdown-Maßnahmen, wie der Schließung von Geschäften. “Die Ergebnisse legen nahe, dass rund 40 % der zusätzlichen Passanten in den untersuchten Städten auf die Mehrwertsteuersenkung zurückzuführen sind”, sagt IW-Datenanalyst Henry Goecke. 21 Einkaufsstraßen wurden untersucht. Laut IW dürfte die bundesweite Zahl deutlich höher liegen als die 1,7 Millionen zusätzlichen Passanten. Die Studie weist aber auch darauf hin, dass die Ankündigung der Steuersenkung den Konsum im Juni gebremst haben könnte, da manche Einkäufe womöglich auf Juli vertagt wurden. Die langfristige Wirkung der Konjunkturmaßnahme bleibt jedoch unklar.Schon vor Inkrafttreten der Steuersenkung äußerten sich viele Ökonomen skeptisch. So schätzte das Ifo-Institut, dass dem Staat 20 Mrd. Euro an Steuereinnahmen verloren gingen, während positive Effekte von nur rund 6,5 Mrd. Euro für die Wirtschaftsleistung zu erwarten seien. Damit überstiegen die Kosten den Nutzen. Auch die Händler zeigten sich skeptisch: Nur 13 % der Non-Food-Händler erwarteten einen positiven Effekt für ihr Geschäft. Unsicher war auch, ob die Händler die eingesparten Steuern an die Verbraucher weitergeben würden.Eine Umfrage der Wirtschaftsprüfer von Mazars ergab zudem Mitte August, dass sich die Senkung des Regelsteuersatzes für die Unternehmen kaum gelohnt hat. “Bei über 90 % der Unternehmen gab es keine Änderungen beim Absatz, für mehr als 75 % der Unternehmen waren die notwendigen Anpassungen sehr umfangreich und 61 % der Unternehmen mussten andere Projekte ganz oder zumindest teilweise verschieben”, fasst Steuerexpertin Birgit Jürgensmann die Ergebnisse zusammen. Besonders das Verschieben anderer Projekte hält Jürgensmann für bedenklich. Die Deutsche Bundesbank erwähnt die Umsatzsteuersenkung als positiven Nachfragestimulus. “Die reduzierten Umsatzsteuersätze entlasten Unternehmen und private Haushalte”, heißt es im aktuellen Monatsbericht für August. Ob die Steuersenkung den Konsum auch langfristig ankurbelt, wird sich erst nach Auslaufen der Maßnahme im Januar 2021 zeigen.