SERIE ZUR US-WAHL: ENERGIE- UND KLIMAPOLITIK

Mehr Wachstum trotz weniger CO2

Klimaschutz gefährdet Wohlstand nicht - Studie: Grüne Erholung als Jobmotor

Mehr Wachstum trotz weniger CO2

ast Frankfurt – Wirtschaftswachstum und Klimaschutz schließen sich nicht aus, sondern bedingen sich gegenseitig. Aktuelle Studien belegen, dass mehr Klimaschutz Arbeitsplätze schaffen und den Wohlstand fördern kann. US-Präsident Donald Trump hat das – im Gegensatz zu vielen seiner europäischen Amtskollegen – noch nicht verstanden. Corona hat vorgemacht, dass sinkendes Wachstum auch mit sinkenden Treibhausgas-Emissionen einhergeht: An einem Tag während des Lockdown im Frühjahr wurden rund 17 % weniger klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre geblasen als vor der Krise. Entscheidend ist nun aber, den CO2-Ausstoß während der Erholung nicht exorbitant steigen zu lassen – wie ähnlich nach der Finanzkrise 2008/2009 geschehen.Trump ist nicht gerade als Klimaschützer bekannt. Als in Kalifornien im September wieder einmal viele Quadratkilometer Wald brannten, verhöhnte er die Wissenschaft: Die Brände hätten vermieden werden können, würde man nur mal den Waldboden aufräumen. Forscher hatten zuvor gewarnt: Anhaltende Hitze und ausbleibende Regenfälle gefährdeten den Waldbewuchs.Während sich viele EU-Staaten und auch die Europäische Union als Ganzes inzwischen für den Klimaschutz starkmachen, ist Trumps Fokus ein anderer: Jobs, Jobs, Jobs. Oder Wachstum. Oder der Schutz der heimischen Produzenten. Wenn der Präsident eine Prioritätenliste hat, dann steht der Klimaschutz erst gar nicht drauf.Dabei könnte Trump sich das Thema zunutze machen: Denn Maßnahmen zum Schutz vor dem Klimawandel gehen nicht nur nicht auf Kosten von Jobs und Wohlstand – zudem ist nach der Pandemie mit ihren tiefgreifenden konjunkturellen Einbrüchen der richtige Zeitpunkt dafür. Eine Studie des Beratungsunternehmens Cambridge Econometrics ergab, dass allein in der EU 2 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze bis 2024 geschaffen werden könnten, wenn der Staatenbund auf eine grüne Erholung setzt. Das wären 1 Million mehr Jobs als bei einer Rückkehr zum Status quo vor der Coronakrise.Die Wissenschaftler von Cambridge Econometrics untersuchten nicht nur verschiedene Szenarien für die EU, sondern auch für Deutschland, Polen, Großbritannien, Indien und eben die USA. Obwohl die Voraussetzungen in den Ländern unterschiedlich seien, erachten die Forscher es für sinnvoll, beim Wiederaufbau nach der Krise den Klimaschutz ins Zentrum zu rücken. Es sei effektiver, Investitionen mit Klimaschutzmaßnahmen zu verbinden, als lediglich die üblichen Wachstumsimpulse wie etwa eine Anregung des Privatkonsums zu setzen. Konkret schlägt Cambridge Econometrics einen Fünf-Punkte-Plan vor. Dazu gehören neben Investitionen in Energieeffizienz und Wind- und Solarkraft eine Modernisierung der Elektrizitätsnetze, Abwrackprämien, die den Kauf von E-Autos anregen, und Programme zur Aufforstung.Besonders die Förderung der Elektromobilität bezeichnen die Ökonomen als Jobtreiber. Hier könnten demnach die meisten neuen Arbeitsplätze entstehen. Für die Bundesrepublik erwarten die Forscher einen substanziellen Wachstumsschub, falls hierzulande eine Abwrackprämie für Verbrenner käme. In Kombination mit Maßnahmen für mehr Energieeffizienz und der verstärkten Nutzung von erneuerbaren Energien könnten die klimaschädlichen Emissionen in Deutschland um 12 bis 14 % sinken.Schon heute zeigt sich, wie sich mit gezielten Maßnahmen – etwa der Förderung erneuerbarer Energien und Gebäudesanierungen – eine Entkopplung von Wachstum und Klimaschutz erreichen lässt. So sinken in der Bundesrepublik seit 1990 die CO2-Emissionen beinahe kontinuierlich bei gleichzeitig wachsendem Bruttoinlandsprodukt (siehe Grafik).