Mehrwertsteuersenkung hinterlässt Spuren bei Inflation

Destatis beziffert mögliche Folgen für Preisstatistik

Mehrwertsteuersenkung hinterlässt Spuren bei Inflation

ms Frankfurt – Die von der Bundesregierung geplante Mehrwertsteuersenkung wird nach Einschätzung des Statistischen Bundesamts (Destatis) womöglich tiefe Spuren in der Verbraucherpreisstatistik hinterlassen, und sie könnte die Inflationsrate in Deutschland vorübergehend sogar unter die Nulllinie abrutschen lassen. Das wiederum sollte dann auch auf Euro-Ebene spürbar werden und könnte die Debatte über eine drohende Deflation befeuern – mit möglichen Folgen für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).Im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise hatte die Bundesregierung vergangene Woche beschlossen, die Mehrwertsteuer zum 1. Juli für ein halbes Jahr von 19 % auf 16 % beziehungsweise von 7 % auf 5 % zu senken. Das soll die Binnennachfrage stärken. Destatis teilte nun mit, dass die Steuersenkung bei vollständiger Weitergabe an die Verbraucher “einen Rückgang der Verbraucherpreise um rein rechnerisch 1,6 % verursachen” könnte. Im Mai hatte die Inflation gemessen am für EU-Zwecke berechneten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) nur bei 0,5 % gelegen und in nationaler Rechnung (VPI) bei 0,6 %.Angesichts der Bedeutung der deutschen Volkswirtschaft würde eine solche Entwicklung auch die Inflationsrate im Euroraum insgesamt stark beeinflussen. Im Mai hatte die Euro-Teuerung ohnehin nur noch bei 0,1 % gelegen. Daraufhin hatten erste Euro-Hüter bereits vor der Gefahr einer Deflation, also einer Abwärtsspirale aus fallenden Preisen und fallendem Wachstum, gewarnt. Das war ein Motiv für die Aufstockung des Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme).Nach Auslaufen der Steuersenkung dürfte es indes 2021 zu einer Gegenbewegung kommen. Überhaupt ist zudem der aktuelle Inflationsrückgang im Euroraum primär auf den jüngsten Ölpreisverfall zurückzuführen. Die Kerninflation ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise etwa lag im Mai erneut bei 0,9 %. Zudem hat die Zentralbank der Zentralbanken BIZ wiederholt hervorgehoben, dass fallende Preise in der Wirtschaftsgeschichte nur äußerst selten in eine Krise gemündet haben.