Mindestlohn lässt Niedriglohnsektor schrumpfen
Mindestlohn lässt
Niedriglohnsektor schrumpfen
Zuschläge für untere Lohngruppen verringern Ungleichheit
lz Frankfurt
Die Anhebung des Mindestlohns hat die Zahl der Beschäftigten im Niedriglohnsektor in Deutschland von 7,5 auf 6,4 Millionen abhängig Beschäftigte sinken lassen, meldet das Statistische Bundesamt. Die Niedriglohnschwelle, unter die alle Beschäftigten fallen, die mit weniger als zwei Drittel des mittleren Verdienstes (Median) auskommen müssen, lag im Erhebungsmonat April 2023 bei 13,04 Euro brutto je Stunde.
Der Mindestlohn ist zwischen Januar und Oktober 2022 von 9,82 Euro auf 12,00 Euro gestiegen. Und da auf dieser Basis bisweilen weitere Zuschläge kommen, schaffte es ein größerer Teil der Beschäftigten, über die Niedriglohnschwelle zu kommen.
Ein weiterer Grund ist nach Erkenntnissen des DIW-Ökonomen Markus M. Grabka auch die veränderte Lohnpolitik der Gewerkschaften. Sie setzten "zunehmend auf Mindestzahlungen für untere Lohngruppen, was sich auf den Niedriglohnsektor positiv auswirkt". So habe Mitte der 2000er Jahre noch etwa ein Viertel der Beschäftigten zum Niedriglohn gearbeitet, was auch im internationalen Vergleich viel gewesen sei, jetzt seien es rund 16%.
Besonders groß ist der Niedriglohnsektor im Gastgewerbe. Dort war im April 2023 jeder zweite Beschäftigte Niedriglohnbezieher. In der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft waren es 43% und im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung 36%. Am geringsten fällt der Niedriglohnsektor in der öffentlichen Verwaltung (4%) aus sowie in der Finanz- und Versicherungsbranche (6%) und in der Informations- und Kommunikationsbranche (7%). Knapp jede fünfte Frau (19%) arbeitete zum Stichtag im Niedriglohnsektor; bei den Männern nur knapp jeder siebte (13%).
Das DIW begrüßt die Entwicklung, verweist aber auch darauf, dass der Zuwachs im unteren Lohnbereich seit Jahrzehnten zu gering ausfällt. Immerhin sei die Lohnungleichheit aber wieder so gering wie zuletzt Anfang der 2000er Jahre.