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Moon Jae-in wird Südkoreas neuer Präsident

dpa-afx - Für seine Anhänger steht er für eine saubere Politik, für seine ärgsten Gegner ist er ein Sympathisant Nordkoreas. Der Mitte-links-Politiker Moon Jae-in ist in der durch tiefe ideologische Gräben gekennzeichneten politischen Landschaft...

Moon Jae-in wird Südkoreas neuer Präsident

dpa-afx – Für seine Anhänger steht er für eine saubere Politik, für seine ärgsten Gegner ist er ein Sympathisant Nordkoreas.Der Mitte-links-Politiker Moon Jae-in ist in der durch tiefe ideologische Gräben gekennzeichneten politischen Landschaft Südkoreas kein neues Gesicht. Mehr als vier Jahre nach seiner bitteren Niederlage gegen die frühere Präsidentin Park Geun Hye, die im März wegen Korruptionsvorwürfen vorzeitig abgesetzt wurde, steigt der 64-Jährige nun nach Hochrechnungen im zweiten Anlauf ins höchste Staatsamt auf. Hoffnung auf NeuanfangSeine Wahl zeigte, dass viele Wähler nach den politischen Turbulenzen wegen des Korruptionsskandals um Park auf einen Neuanfang hoffen. Auch im höchst angespannten Verhältnis zum Nachbarland Nordkorea werden neue Initiativen von Moon zur Annäherung erwartet.Im Verhältnis zum Verbündeten USA will Moon Südkoreas Stimme stärken. Er setzt aber ebenso wie die konservativen Kräfte auf eine gefestigte Allianz mit der Supermacht. Auch seine Ansichten zu den Sanktionen gegen die kommunistische Führung in Pjöngjang gelten als strenger als diejenigen des früheren Präsidenten Roh Moo Hyun, der im Leben Moons eine wichtige Rolle gespielt hat.Die Unterschiede zwischen Moon und seiner langjährigen konservativen Rivalin Park könnten größer nicht sein. Während Moon aus einfachen Verhältnissen stammt, verbrachte Park einen Großteil ihrer Jugend im Präsidentenpalast in Seoul. “Als ich in Armut lebte, führte sie das Leben einer Prinzessin im Blauen Haus”, sagte Moon einmal über Park. Bei der Präsidentenwahl im Dezember 2012 unterlag er ihr.Als Kandidat der Demokratischen Partei, deren Vorsitzender er früher war, warb Moon damals wie heute für höhere Sozialausgaben und eine gerechtere Verteilung des Wohlstands. Seinen Ruf als Aktivist hat er wegen seiner früheren Tätigkeit als Menschenrechtsanwalt bis heute nicht ganz abgestreift. “Obwohl er fast zehn Jahre in den oberen Etagen der Regierung und der Parteipolitik diente, hat er nichts von dem Image von Hinterzimmer-Kungeleien, autoritärer Arroganz und fragwürdiger Verbindungen mit Unternehmen, wie es oft führenden koreanischen Politikern anhängt”, schreibt die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Rationaler StrategeMit seinem Sieg tritt Moon endgültig aus dem Schatten seines Mentors Roh heraus, der mit seiner unkonventionellen Art bei Anhängern wie Gegnern oft angeeckt war. Anders als der Vollblutpolitiker Roh wird Moon eher als der ruhige und rational denkende Stratege beschrieben. Als Stabschef im Präsidialamt war Moon die rechte Hand Rohs, mit dem er bis zu dessen Suizid im Jahr 2009 befreundet war.Nach seinen Jurastudium war Moon der Partner Rohs in einer Anwaltskanzlei in der südöstlichen Küstenstadt Busan. Er saß 1975 wegen der Teilnahme an Straßenprotesten gegen die autoritäre Herrschaft von Präsident Park Chung Hee, dem Vater Park Geun Hyes, eine Haftstrafe ab. Später wurde er gezwungen, während des obligatorischen Militärdienstes bei einer Spezialeinheit zu dienen. Nach der Militärzeit nahm er sein Studium wieder auf und wurde erneut wegen seiner Teilnahme an Protesten festgenommen.Moon folgte erst später Roh in die Politik. Bei den Parlamentswahlen 2012 gewann er in Busan sein erstes Abgeordnetenmandat. Kurze Zeit darauf wurde er erstmals zum Kandidaten für die Präsidentenwahl gekürt.Moon wurde 1953 in der südlichen Stadt Geoje als Kind von Flüchtlingen aus Nordkorea geboren. Er studierte Jura an der Kyunghee-Universität in Seoul. Er ist mit Kim Jung Sook verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter.