Nach Hacker-Angriff fahndet Regierung nach Datendieben

Seehofer: Missbrauch mit Zugangsdaten

Nach Hacker-Angriff fahndet Regierung nach Datendieben

wf Berlin – Die Veröffentlichung privater Daten von hunderten von Politikern und Prominenten hat umfassende Nachforschungen bei den Sicherheitsbehörden des Bundes ausgelöst. Als Ursache nimmt die Bundesregierung das Ausspähen von Kennwörtern an. “Nach einer ersten Analyse deutet vieles darauf hin, dass Daten durch die missbräuchliche Nutzung von Zugangsdaten zu Clouddiensten, zu E-Mail-Accounts oder zu sozialen Netzwerken erlangt wurden”, ließ Bundesinnenminister Horst Seehofer in Berlin von seinem Haus erklären. Der Amtschef weilt derzeit zur traditionellen CSU-Klausur in Kloster Seeon in Oberbayern. Seehofer zufolge gibt es keine Indizien dafür, dass Systeme des Bundestages oder der Bundesregierung “kompromittiert worden sind”.”Die Bundesregierung nimmt diesen Vorfall sehr ernst”, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz vor der Presse in Berlin. Diverse Bundesbehörden – das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das Bundeskriminalamt und das Bundesamt für Verfassungsschutz – arbeiteten mit Hochdruck daran, Ausmaß und Hintergründe des Vorgangs zu ermitteln und den Betroffenen Hilfe zukommen zu lassen. Koordiniert werde die Arbeit der Behörden vom Cyberabwehrzentrum des Bunds.In der Nacht zum Freitag war bekannt geworden, dass über ein Twitterkonto private Daten, Mobilnummern, Rechnungen und Schriftverkehr von Politikern und Prominenten veröffentlicht wurden. Betroffen sind nach einer ersten Durchsicht der Regierung Politiker und Mandatsträger aller Ebenen – sowohl des Europaparlaments, des Bundestages, der Landtage und der Kommunen. Die veröffentlichten Dokumente, die teilweise älteren Datums sind, betreffen Abgeordnete aller im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der AfD. Dies bestätigte das Bundesinnenministerium. Betroffen ist auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Mit Blick auf das Bundeskanzleramt und die Kanzlerin sehe es nach erster Sichtung so aus, dass keine sensiblen Informationen und Daten in den Veröffentlichungen enthalten seien, sagte Fietz.Der Datenangriff löste in den Parteien heftige Reaktionen aus. “Wir verurteilen diesen Angriff aufs Schärfste”, erklärte FDP-Generalsekretärin Nicola Beer. Nach den bisherigen Erkenntnissen seien die zentralen Datensysteme der FDP nicht berührt. Für die Grünen im Bundestag riet die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin, Britta Haßelmann, allen Geschädigten, Strafanzeige zustellen. Die Fraktion stehe mit den Sicherheitsbehörden im Austausch. Die Grünen beantragten eine Sondersitzung der Kommission für den Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechniken und -medien sowie des Innenausschusses.