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Neue Ära

Börsen-Zeitung, 7.9.2018 jw Frankfurt - Knapp zwei Wochen ist der Mexiko-USA Deal für eine Neuauslegung des Freihandelsabkommens Nafta nun her. Der bisherige Präsident Enrique Peña Nieto musste viele Zugeständnisse an die USA machen, wollte das...

Neue Ära

jw Frankfurt – Knapp zwei Wochen ist der Mexiko-USA Deal für eine Neuauslegung des Freihandelsabkommens Nafta nun her. Der bisherige Präsident Enrique Peña Nieto musste viele Zugeständnisse an die USA machen, wollte das Abkommen aber unbedingt vor seinem Amtsende noch durchbringen. Denn ab dem 1. Dezember regiert der Linksnationalist Andres Manuel Lopez Obrador, auch AMLO genannt, das mittelamerikanische Land. Investoren blicken der neuen Ära optimistisch entgegen: die Juli-Parlamentswahlen sind vorbei, die Nafta-Unstimmigkeiten vom Tisch, und das neue Regierungsteam um Obrador hat bereits einige marktwirtschaftlich orientierte wirtschaftspolitische Signale gesendet. “Eine allmähliche Disinflation, ein robuster Arbeitsmarkt und die Verfügbarkeit von Krediten kurbeln den privaten Konsum an”, schreiben die Experten von Franklin Templeton Investments. Die Versprechen Obradors für weniger Korruption und mehr Sicherheitsinitiativen zu sorgen, seien ermutigend, ebenso wie sein Engagement für die Unabhängigkeit der Zentralbank.Analysten wollen von der neuen Regierung allerdings noch mehr Klarheit darüber, welche Richtung sie in Bezug auf den krisengebeutelten Energiesektor einschlagen wird. Die Erdöl-Wirtschaft ist eine der wichtigsten Einnahmequellen des mexikanischen Staates. Anhaltende Produktionsrückgänge belasten den Außenhandel und die Industrietätigkeit jedoch stark. So ist die Rohölproduktion des staatlichen Erdölkonzerns PEMEX in den vorigen fünf Jahren um 27 % gesunken und die Produktion der Raffinerien um mehr als 40 % zurückgegangen. Die Fähigkeit Mexikos, diesen Trend umzukehren, würde eine größere Beteiligung des Privatsektors im Energiebereich erfordern – was Präsident in spe Obrador allerdings strikt ablehnt. Abgesehen vom Energiesektor konzentriert sich die Skepsis der Anleger auf die Durchführbarkeit der sozialen und öffentlichen Investitionspolitik Mexikos. Entscheidend dafür werden die bevorstehenden Haushaltsverhandlungen der Regierung sein.