mf Tokio – Auf dem Kongress der Arbeiterpartei hat Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un überraschend den ersten Fünfjahreswirtschaftsplan seit den achtziger Jahren angekündigt. Er wolle die Effizienz der wirtschaftlichen Schlüsselbereiche steigern, kündigte Kim an. Ziel sei, den Lebensstandard der Bevölkerung zu heben und den Boden für eine “nachhaltige Verbesserung der nationalen Wirtschaft” zu bereiten. Im Mittelpunkt stehen dabei die Verbesserung der Stromversorgung und die Steigerung der Produktion in der Landwirtschaft und der Leichtindustrie. Konkrete Schritte nannte er nicht.Der Parteitag billigte Kims “Byungjin”-Strategie, wonach Nordkorea gleichzeitig die Atomstreitmacht und die Wirtschaft entwickeln soll. Sein Vater Kim Jong-il hatte nach der Songun-Devise regiert, die den Belangen des Militärs Vorrang gab. Der Doktrinwechsel wird von Beobachtern so interpretiert, dass die Offiziere weniger wirtschaftliche Ressourcen kontrollieren dürfen. Statt Munition werden mehr Güter des täglichen Bedarfs produziert. Zum Ausgleich wird die politische Bedeutung der Generäle durch den Ausbau des Atom- und Raketenarsenals aufgewertet.In der Vergangenheit hatte das Regime den niedrigen Lebensstandard immer mit den Wirtschaftssanktionen der USA erklärt. Nach einer Schätzung von Südkoreas Notenbank ist die nordkoreanische Wirtschaft 2015 um 1 % das vierte Jahr hintereinander gewachsen. 2014 betrug die Wachstumsrate 1,1 %. Dagegen kalkulierte das Hyundai-Forschungsinstitut in Seoul unter Berücksichtigung der privaten Schattenwirtschaft eine Rate von 7 %. Nach Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes gibt es etwa 380 private Märkte im Land. Zumindest die Hauptstadt Pjöngjang hat sich in den vergangenen Jahren sichtbar entwickelt. Ausländische Reporter berichteten jetzt von stark gestiegenem Verkehrsaufkommen und einer regen staatlichen Bautätigkeit.—– Kommentar Seite 1