Notenbankchef sorgt sich um Italiens Konjunktur

Industrieproduktion ist 2019 zurückgegangen

Notenbankchef sorgt sich um Italiens Konjunktur

bl Mailand – Die Konjunkturaussichten für Italien trüben sich ein. Die Industrieproduktion des Landes ging 2019 nach Daten des Statistikamtes Istat um 1,3 % zurück. Das war der schlechteste Wert seit sechs Jahren. Vor allem die sehr stark mit der deutschen Automobilindustrie verflochtenen Zulieferer des Landes litten unter der Flaute. Die Produktion der Autoindustrie Italiens ging im vergangenen Jahr um 13,9 % zurück. Die Situation hat sich zum Jahresende verschlechtert. Im Dezember sank die Industrieproduktion der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,3 %.Ignazio Visco, Chef der Banca d’Italia, warnte unterdessen vor erheblichen Risiken für das Wachstum des Landes, nachdem das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal gegenüber dem dritten Quartal um 0,3 % zurückgegangen war. Die geopolitischen Spannungen, mögliche Handelskriege und das Coronavirus könnten nach seiner Ansicht das Wachstum erheblich dämpfen. Nach einem Wirtschaftswachstum von nur 0,2 % im vergangenen Jahr ging die Regierung für 2020 vor der Ausbreitung des Coronavirus von einem Zuwachs von 0,6 % in diesem Jahr aus.Das Coronavirus trifft vor allem die Tourismusbranche des Landes, aber auch Modehersteller. Standard & Poor’s hat die Wachstumsaussichten für China, einen wichtigen Abnehmer italienischer Luxusgüter, gerade nach unten korrigiert.Visco sieht die Auswirkungen der Viruserkrankung zwar vorerst nicht als übermäßig bedrohlich an, schließt jedoch auch signifikante Effekte auf das Wachstum nicht aus. Visco fordert von Europa eine Politik, die über den Tellerrand des nächsten Budgets hinausblickt und öffentliche Investitionen zulässt. Er beklagte zu geringe Investitionen in Italien, denen hohe Spareinlagen gegenüberstünden.Es gibt es für Italien aber auch positive Nachrichten. Der Zinsabstand zwischen deutschen und italienischen Zehnjahresanleihen (Spread) ist zuletzt auf um die 135 Basispunkte zurückgegangen. Damit reduzieren sich die Finanzierungskosten. Die Ratingagentur Fitch hat gerade das Rating für Italien von “BBB” bestätigt – allerdings mit weiterhin negativem Ausblick.