Nur in fünf EU-Ländern kostet Arbeit mehr als in Deutschland
Nur in fünf EU-Ländern kostet Arbeit mehr als in Deutschland
Anstieg fällt aber 2023 unterdurchschnittlich aus
ba Frankfurt
Arbeit in Deutschland ist teuer – nur in fünf der 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union zahlen Industrieunternehmen und Dienstleister noch mehr je Stunde. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) waren es im vergangenen Jahr hierzulande im Schnitt 41,30 Euro. Im Vergleich zum EU-Durchschnitt von 31,80 Euro zahlten deutsche Arbeitgeber im Jahr 2023 rund 30% mehr für eine Stunde Arbeit. Der relative Abstand zum EU-Durchschnitt blieb den Wiesbadener Statistikern zufolge gegenüber dem Jahr 2022 unverändert. Der Anstieg der Arbeitskosten allerdings fiel mit 4,8% im Jahresvergleich um 0,5 Prozentpunkte geringer aus als im EU-Durchschnitt, der bei 5,3% lag.
Luxemburg liegt an der Spitze
Die Bandbreite unter den EU-Mitgliedern ist dabei groß: Die höchsten Arbeitskosten je geleistete Stunde wurden in Luxemburg mit 53,90 Euro gezahlt. In Dänemark waren es 48,10 Euro, gefolgt von Belgien mit 47,10 Euro. Am günstigsten kamen Arbeitgeber in Ungarn (12,80 Euro), Rumänien (11,00 Euro) und Bulgarien (9,30 Euro) weg. Dabei gehörten Ungarn und Rumänien zu den Ländern, die im vergangenen Jahr die höchsten prozentualen Anstiege bei den Arbeitskosten verzeichneten – und zwar von 19,9% bzw. 16,1%. Aber auch in Polen gab es ein gehöriges Plus von 15,9%. Am geringsten erhöhten sich die Arbeitskosten hingegen in Italien (1,4%), Dänemark (2,5%) und Malta (3,2%). Laut Destatis sanken die Arbeitskosten in Schweden sogar (−3,3%).
Industrie zahlt überdurchschnittlich
Der sechste Rang Deutschlands innerhalb der EU setzt sich zusammen aus dem vierten Platz hinsichtlich der Arbeitskosten im verarbeitenden Gewerbe. Die durchschnittlich 46,00 Euro liegen rund 44% über dem EU-Durchschnitt, der bei 32,00 Euro lag. Bei den marktbestimmten Dienstleistungen hingegen überstiegen die Arbeitskosten hierzulande mit durchschnittlich 39,80 Euro pro Stunde den EU-Schnitt von 31,80 Euro um rund 25%. Dies entspricht dem siebten Rang im EU-Vergleich.
Volker Treier vom DIHK mahnt daher, dass die vergleichsweise hohen Arbeitskosten zunehmend zum Standortnachteil würden – ebenbürtig zu den hohen Energie- und Rohstoffpreisen.
„Nicht nur wegen der hohen Inflationsraten und des Fachkräftemangels sind die Löhne deutlich gestiegen, auch die hohe Steuer- und Abgabenlast verteuert das Personal“, betont Treier. „Jedes dritte Industrieunternehmen, das Investitionspläne im Ausland hat, nennt ‚Kostenersparnis‘ als Hauptmotiv für das Auslandsengagement“, wie eine DIHK-Umfrage ergeben habe. „Das ist ein Weckruf, zügig die Rahmenbedingungen für Unternehmen hierzulande wieder zu verbessern“, sagte das Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung.