OECD befürchtet Ausweitung der Krise

Rezession in Euroland dürfte 2013 anhalten - Banken mit hohem Kapitalbedarf

OECD befürchtet Ausweitung der Krise

wü Paris – Die Krise in der Eurozone bleibt nach Ansicht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auch im nächsten Jahr die größte Gefahr für die Weltwirtschaft. “Die globale Wirtschaft ist noch weit davon entfernt, über den Berg zu sein”, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung des neuesten Wirtschaftsausblicks in Paris. Eine weitere Bedrohung für die Weltwirtschaft stellt nach Ansicht der OECD-Experten die Fiskalklippe in den USA dar. Sollte es den USA nicht gelingen, sie zu umgehen, drohe der gesamten Weltwirtschaft eine Rezession, genau wie bei der Ausweitung der Krise, befürchten sie.Mit Sorge betrachten die Experten auch die Lage bei den Banken. Nach Schätzungen der OECD haben die großen europäischen Banken einen zusätzlichen Kapitalbedarf von rund 400 Mrd. Euro. Das entspricht etwa 4,25 % der Wirtschaftsleistung des Euroraumes.Aber auch ohne Berücksichtigung dieser Gefahren sehen die Prognosen der OECD schlechter aus als noch vor ein paar Monaten, da das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern gesunken ist. Ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit dürfte das Vertrauen zusätzlich belasten. Die Rezession in der Eurozone dürfte auch im kommenden Jahr anhalten. Die Experten der OECD erwarten, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone in diesem Jahr um 0,4 % sinkt und 2013 erneut um 0,1 % zurückgeht. Erst 2014 werde es wieder ein Wachstum von 1,3 % geben, heißt es in dem OECD-Ausblick.Die Krise der Eurozone dürfte auch die deutsche Wirtschaft belasten. OECD-Chefökonom Pier Carlo Padoan senkte seine Prognosen. Statt eines Wachstums von 2 % wie noch im Frühjahr erwartet sieht er für 2013 nun nur noch einen Anstieg des BIP um 0,6 % voraus. 2014 dann dürfte die deutsche Volkswirtschaft um 1,9 % zulegen.Damit dürfte Deutschland weit besser dastehen als die Krisenländer der Eurozone. Denn die OECD rechnet damit, dass das BIP in Griechenland 2012 um 6,3 % einbricht, 2013 um 4,5 % und 2014 um 1,3 %. Italiens Gesamtleistung dürfte laut den Prognosen der OECD 2012 um 2,2 % sinken und 2013 um 1 %, bevor sie 2014 um 0,6 % steigen dürfte. Das BIP in Spanien dürfte 2012 um 1,3 % zurückgehen und 2013 um 1,4 %. 2014 dann dürfte es um 0,5 % wachsen, prognostiziert die OECD.Portugals Wirtschaft dürfte mit einem Rückgang um 3,1 % in diesem Jahr und 1,8 % im kommenden Jahr stärker schrumpfen, 2014 sich dann aber von 0,9 % wieder etwas erholen. Für Frankreich erwarten die OECD-Experten für 2012 ein leichtes Wachstum von 0,2 % und für 2013 ein Plus von 0,3 %. 2014 dann dürfte das BIP der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone um 1,3 % zulegen.Die Prognosen für die Arbeitslosigkeit sehen ähnlich düster aus. In Griechenland dürfte sie bis 2014 auf 27,2 % steigen, in Spanien auf 26,8 % und in Portugal auf 16,6 %. Etwas besser sehen die Prognosen für Italien aus, wo sich die Arbeitslosigkeit bis 2014 auf 11,8 % von 10,6 % 2012 erhöhen dürfte.Angesichts der ohnehin schwachen Aussichten warnte Chefökonom Padoan vor einer allzu exzessiven Sparpolitik in der Eurozone. In dem Ausblick simulierte er erstmals die Konsequenzen, die eine weitere Zuspitzung der Krise in der Eurozone hätte. Sie könnte eine weltweite Krise auslösen. Dies hätte laut der Simulation 2013 einen Einbruch des globalen Handels um 4,8 % sowie einen Rückgang der weltweiten Wirtschaftsleistung um 1,5 % zur Folge.Die OECD-Experten forderten deshalb von den Regierungen der Eurozone, sich weiterhin für die Bewältigung der Krise zu engagieren. Sie empfahlen, die Europäische Zentralbank solle den Leitzins weiter senken, um die Nachfrage anzukurbeln. Sollte sich die Lage weiter verschlechtern, seien auch unkonventionelle Maßnahmen erforderlich.