OECD fordert mehr Wachstumsimpulse

Investitionen sollen Volkswirtschaften beleben

OECD fordert mehr Wachstumsimpulse

wü Paris – Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Wachstumsprognosen wegen des Konjunkturrückgangs in den USA und China deutlich nach unten korrigiert. Hatte sie noch im März mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum von 4,0 % für 2015 und 4,3 % für 2016 gerechnet, erwartet sie nun nur noch ein Expansion um 3,1 % in diesem und um 3,8 % im kommenden Jahr. Die Eurozone dürfte ihrer Ansicht nach 2015 um 1,4 % zulegen, 2016 dann um 2,1 %. Für Deutschland hoben die OECD-Experten ihre Wachstumsprognosen auf 1,8 % für 2015 und 2,4 % für 2016 an. Ihrer Ansicht nach dürfte die deutsche Wirtschaft von einer steigenden Inlands- und Auslandsnachfrage, dem niedrigen Zinsniveau und sinkenden Ölpreisen profitieren.Im ersten Quartal sei weltweit das schwächste Wachstum seit der Krise verbucht worden, so die OECD-Experten in ihrem jüngsten Wirtschaftsausblick. Dabei dürfte es sich jedoch nur um ein vorübergehendes Phänomen handeln, so dass das Wirtschaftswachstum 2015 und 2016 wieder anziehen dürfte. Ende nächsten Jahres dann dürfte es die Durchschnittsgeschwindigkeit der Vorkrisenzeit erreichen, meint Chefökonomin Catherine Mann. Gleichzeitig dürfte sich das Wachstum gleichmäßiger auf die unterschiedlichen Regionen verteilen, während sich die Situation auf den Arbeitsmärkten in den Industrieländern sukzessive verbessern dürfte.Trotz dieser positiven Aspekte ist Mann nicht zufrieden mit den globalen Aussichten. Grund dafür ist das schwache Investitionsvolumen. Unternehmen hätten weniger als in früheren Erholungsphasen in Werke, Geräte und Technologien investiert, schreibt die OECD-Chefökonomin. Gleichzeitig hätten viele Regierungen Infrastrukturinvestitionen verschoben, beklagt sie. Die Weltklimakonferenz, die im Dezember in Paris stattfinden soll, könnte Anreize für mehr Investitionen in neue Technologien geben. Dafür müsse sie jedoch klare Signale aussenden.Zwar dürfte das Investitionswachstum in den 34 Mitgliedsländern der internationalen Organisation im nächsten Jahr auf 4 % steigen, erwartet Mann. Doch selbst wenn sich die Investitionen wie erwartet entwickelten, werde das nicht ausreichen, das starke Wachstum zu generieren, das kurzfristig notwendig sei, um die Beschäftigung zu steigern und die Ungleichheiten zu reduzieren, urteilt sie. Es sei mehr notwendig als allein eine nachfrageorientierte Politik.Die OECD-Experten plädieren deshalb einmal mehr für strukturelle Reformen – und dafür, bestimmte Unsicherheiten zu reduzieren. Dazu gehören ihrer Ansicht nach vor allem der fiskalpolitische Kurs der USA und Japans sowie der Status von Griechenland innerhalb der Eurozone. Die Eurozone müsse in Bezug auf Griechenlands Finanzen einen Ausweg aus der Sackgasse finden, fordert die Organisation. “Das Scheitern einer zufriedenstellenden Einigung zwischen Griechenland und seinen offiziellen Kreditgebern würde die Wahrnehmung von Neudenominierungsrisiken und Unsicherheit intensivieren”, hebt sie in ihrem Wirtschaftsausblick warnend hervor. AnsteckungsgefahrDies könnte eine finanzielle Fragmentierung der Eurozone zur Folge haben und die Aktivität dämpfen. Zudem könnte es in gefährdeten Ländern die negative Rückkopplungsschleife zwischen der Realwirtschaft, dem Bankensektor und den öffentlichen Finanzen wieder in Gang setzen. Zwar haben die Spreads für Staatsanleihen aus der Eurozone bisher nicht reagiert, doch die Stimmung an den Märkten könnte abrupt umschlagen, wenn es zu keiner Einigung zwischen Griechenland und seinen Kreditgebern komme, geben die OECD-Experten zu bedenken.Angesichts der günstigen Wachstumsprognose für Deutschland fordern sie die Bundesregierung auf, die langfristigen wachstumsfördernden Staatsausgaben zu erhöhen – insbesondere zur Verbesserung der Kinderbetreuung sowie der Ausbildung Jugendlicher. Eine Verminderung der Steuerlast könnte außerdem dazu beitragen, dass mehr Frauen ganztags arbeiten, urteilt die Organisation. Dies könne die negativen Auswirkungen der alternden Bevölkerung auf die langfristigen Wachstumsaussichten ausgleichen.