OECD plädiert für verstärkte strukturelle Reformen

In Schwellenländern fehlt Zugang zu Bildung - Deutschland soll Frauen besser in den Arbeitsmarkt bringen

OECD plädiert für verstärkte strukturelle Reformen

wü Paris – Zum Auftakt des Treffens der Finanzminister und Notenbankgouverneure der 20 wichtigsten Industrienationen, das an diesem Wochenende im australischen Sydney stattfindet, hat die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) zu verstärkten strukturellen Reformen aufgerufen. Diese seien notwendig, damit reife Märkte und Schwellenländer wieder zu einem gesunden, nachhaltigen Wachstum zurückkehren könnten, urteilt die Organisation in ihrem Zwischenbericht “Going for Growth”. In dem jährlichen Bericht analysiert sie strukturelle Entwicklungen in den OECD-Ländern und Reformen zur Verbesserung der Arbeitsproduktivität.Trotz des sich abschwächenden Wachstums habe die Reformpolitik der Länder weiterhin Fortschritte gemacht, urteilt die OECD nun. Auch wenn sich das Reformtempo in den vergangenen zwei Jahren etwas abgeschwächt habe, bleibe es stärker als vor Ausbruch der Krise. So sei beispielsweise die Intensität der Reformen in den Euro-Ländern angesichts des Drucks der Märkte oder finanzieller Hilfsprogramme sehr hoch. Verkrustungen im SüdenDennoch sei die Gefahr einer strukturell hohen Arbeitslosigkeit vor allem in südlichen Ländern der Währungszone hoch, betonte OECD-Chefökonom Pier Carlo Padoan. Während in vielen reichen Ländern die Zunahme der Jugendarbeitslosigkeit durch verstärkte Einschreibungen in Ausbildungs- und Bildungsprogramme habe ausgeglichen werden können, sei der Anteil von Jugendlichen ohne Arbeit und Ausbildung gleichzeitig stark gestiegen oder hoch geblieben. Dieses Phänomen sei auch auf vielen Wachstumsmärkten ausgeprägt, vor allem in Indien, der Türkei, Südafrika und in geringerem Umfang in Mexiko.Nach Ansicht der OECD muss deshalb in Schwellenländern wie diesen sowie China, Brasilien, Chile, Indonesien und Russland die Verbesserung des Zugangs zu einer Qualitätsbildung oberste Priorität haben. Genau wie die Bekämpfung von physischen und rechtlichen Engpässen bei Infrastrukturen, damit mehr Arbeiter eine Beschäftigung im formellen Sektor bekommen. In den südlichen Krisenländern der Eurozone dagegen würden nach Ansicht der Organisation ambitionierte Reformen des Produktmarktes helfen, den Effekt der innerhalb der zurückliegenden Jahre durchgeführten Arbeitsmarktreformen zu steigern. In Märkten, die wie Deutschland, Japan und Südkorea mit einer raschen Alterung der Bevölkerung zu kämpfen haben, empfiehlt die OECD, mehr Frauen in den Arbeitsmarkt zu integrieren und den Dienstleistungssektor zu stärken.Darüber hinaus plädiert die Organisation für eine Regulierung, die den Wettbewerb in allen Produktmarktbereichen fördert, statt ihn zu behindern. Nach Ansicht der OECD-Experten haben die Reformen, was die Zugangsbeschränkungen zu Märkten angeht, seit fünf Jahren nachgelassen, obwohl einige Länder wie Griechenland, Polen, Portugal und die Slowakei signifikante Reformen durchgeführt hätten. Auch wenn inzwischen fast überall Restriktionen wie Preiskontrollen gelockert worden seien, gebe es noch immer in vielen Bereichen zu hohe regulatorische Hürden für den Wettbewerb. Vor allem die Bereiche öffentliches Eigentum und die Führung von staatlichen Unternehmen seien verbesserungswürdig, so die OECD.