OECD sagt starkes Wachstum voraus
ms Frankfurt – Die Industrieländerorganisation OECD ist grundsätzlich weiterhin guter Dinge für die Weltwirtschaft – zugleich warnt sie aber vor einer “hohen Unsicherheit” und zunehmenden Risiken, nicht zuletzt durch die globalen Handelsstreitigkeiten. In jedem Fall aber sieht sie ein Ende des zuletzt ungewöhnlich synchronen globalen Aufschwungs, wie sie in ihrem gestern veröffentlichten Zwischenbericht ihres Wirtschaftsausblicks klar macht.Speziell im vergangenen Jahr hatten nahezu alle Volkswirtschaften einen gleichzeitigen Aufschwung wie nur selten zuvor erlebt. In diesem Jahr aber gab es dann in einigen Regionen durchaus Enttäuschungen, speziell im Euroraum. Zugleich hat sich 2018 der Handelsstreit zwischen den USA und China als den beiden größten Volkswirtschaften der Welt zugespitzt. Das hat Sorgen um den globalen Aufschwung geschürt.Dem tritt die OECD nun grundsätzlich entgegen. Das globale Wachstum erwartet sie im laufenden und im nächsten Jahr bei jeweils 3,7 %. Das ist zwar etwas weniger als die noch im Mai prognostizierten 3,8 % und 3,9 %. Es ist aber immer noch etwas mehr als die 3,6 % aus dem Jahr 2017. OECD-Chefvolkswirt Laurence Boone sprach zudem mit Blick auf das Wachstum von einer weiter “erhöhten Geschwindigkeit”.Zugleich betont die OECD aber, dass die Wachstumsleistung weltweit auseinanderdrifte (siehe auch Grafik). In den USA, China oder auch Indien sei das Wachstum weiterhin stark. Für die USA sagt die OECD für 2018 und 2019 nun 2,9 % und 2,7 % Wachstum voraus – nach 2,2 % im vergangenen Jahr. Andere Volkswirtschaften dagegen schwächelten ein wenig, so die OECD-Experten. Nicht zuletzt für die Eurozone und auch für Deutschland nahm die Organisation ihre Prognose zurück. Für Deutschland sagt sie nach 2,5 % Wachstum im vergangenen Jahr nun noch 1,9 % in diesem und 1,8 % im nächsten Jahr voraus. “Schatten” auf dem AusblickMehr noch als dieses Auseinanderdriften sorgt aber auch die OECD, dass die Risiken zunehmen – was “Schatten auf den Ausblick für die kommenden Monate und Jahre” werfe, wie es Boone formulierte. Insbesondere stellen die Experten da die Handelsstreitigkeiten, die Turbulenzen in vielen Schwellenländern, politische Risiken etwa in Europa (Stichwort: Brexit) und neue Gefahren im Finanzsystem heraus.”Die Spannungen im Handel beginnen zu tragen und haben bereits negative Auswirkungen auf das Vertrauen und die Investitionspläne”, sagte Boone: “Das Handelswachstum ist ins Stocken geraten, Beschränkungen haben sektorale Auswirkungen und die Ungewissheit über die Handelssituation bleibt hoch.” Das Handelswachstum als Motor der Weltkonjunktur wird sich laut OECD 2018 von zuvor 5 % auf 3 % verlangsamen.”Es ist dringend erforderlich, dass die Länder den Trend zu weiterem Protektionismus beenden, das auf globalen Regeln beruhende internationale Handelssystem stärken und den internationalen Dialog ankurbeln”, sagte Boone.Besorgt zeigt sich die OECD auch über die Turbulenzen in einigen Schwellenländern wie insbesondere der Türkei und Argentinien – auch als Folge steigender Leitzinsen in den USA und der Aufwertung des Dollar. Boone betonte aber zugleich, dass sich andere Schwellenländer besser gewappnet hätten, um mit solchen externen Schocks zurechtzukommen. In Europa könnten politische Risiken das Wachstum und den sozialen Zusammenhalt schädigen, so Boone: “Der Brexit ist eine offensichtliche Quelle der Unsicherheit.”