OECD senkt Prognosen erneut

"Wachstum muss unbedingt anziehen" - Europa vor großen Herausforderungen

OECD senkt Prognosen erneut

Die Industrieländerorganisation OECD senkt die Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft und appelliert für eine gemeinsame Antwort, um Wachstum und Nachfrage zu stimulieren.wü Paris – Nach dem Internationalen Währungsfonds (IWF) schlägt auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Alarm. Angesichts der Konjunkturschwäche in vielen Schwellenländern hat sie in ihrem Zwischen-Wirtschaftsausblick bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten ihre Wachstumsprognosen für 2016 und 2017 gesenkt. “Die Perspektiven, die sich abzeichnen, sind die eines quasi stagnierenden weltweiten Wachstums”, sagte Chefökonomin Catherine Mann bei der Vorstellung des Berichts. “Die Indikatoren lassen eine Abschwächung des Wachstums in einigen großen Volkswirtschaften erkennen.”Entsprechend senkte die OECD ihre Prognosen weltweit und für fast alle Regionen. So wird etwa für Frankreich nun nur noch ein Wachstum von 1,2 % in diesem und von 1,5 % im nächsten Jahr erwartet. Damit würde Frankreich erneut schwächer abschneiden als die Eurozone. Als Gründe für die eingetrübten Aussichten nennt die OECD auch den schwachen Aufschwung in den Industrieländern, die anhaltende Schwäche des Handels, der Investitionen und der Nachfrage sowie die substanziellen Risiken einer finanziellen Instabilität. Doch ein weltweites Wachstum von 3 % in diesem und von 3,4 % im nächsten Jahr würde es Jugendlichen nicht ermöglichen, eine Stelle zu finden, sagte Mann.”Das Wachstum muss unbedingt wieder anziehen”, betonte sie. Damit dies gelinge, müsse eine Strategie umgesetzt werden, die auf drei Säulen basiere: der Haushaltspolitik, der Geldpolitik und strukturellen Reformen. Denn die Erfahrung habe gezeigt, dass eine extrem akkommodierende Geldpolitik allein nicht ausreiche, um das Wachstum genügend zu stimulieren. Die OECD plädiert deshalb in ihrem wenige Tage vor einem Treffen der G 20-Finanzminister veröffentlichten Bericht für “eine stärkere, gemeinsame politische Antwort, um die Nachfrage zu verstärken”.Die Regierungen in vielen Ländern seien derzeit in der Lage, sich für lange Zeiträume zu sehr niedrigen Zinsen Geld zu leihen, was in der Konsequenz den fiskalischen Spielraum erhöhe, meint die Chefökonomin. Deshalb könnten sie sich durchaus engagieren, gemeinsam die öffentlichen Investitionen zu erhöhen, was dem Wachstum einen Impuls versetzen würde, ohne dass dabei der Budgetrhythmus unerträglich würde.Dabei mahnte die OECD Europa, dass für eine Beschleunigung des Wachstums eine gemeinsame Anstrengung zum Schuldenabbau, mehr strukturelle Reformen, die Vollendung der Bankenreform sowie eine gemeinsame Wachstums- und Produktivitäts-Vision notwendig seien. Ohne sie, so Chefökonomin Mann, werde der Juncker-Investitionsplan nicht die gewünschten Erfolge bringen. Gleichzeitig äußerte sich die OECD besorgt, dass Europa wegen der Flüchtlingskrise, der Unbeliebtheit der Austeritätspolitik und der Zentrifugalkräfte in einigen Ländern vor immer größeren Herausforderungen stehe, die notwendige Unterstützung für das europäische Projekt zu bekommen. Diese politische Unsicherheit könnten die Investitionen weiter verlangsamen und zu noch schwierigeren finanziellen Bedingungen führen, warnt sie.