OECD warnt vor Protektionismus
wü Paris – Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat nach der Wahl von Donald Trump in den USA davor gewarnt, protektionistischen Verlockungen zu erliegen. Wenn in den großen Volkswirtschaften in den nächsten zwei Jahren zusätzliche protektionistische Maßnahmen ergriffen würden, würde der weltweite Handel noch mehr schwächeln, was sich negativ auf das Produktivitätswachstum auswirke, schreiben die Ökonomen in ihrem neuesten Wirtschaftsausblick.”Wenn Länder immer mehr auf protektionistische Maßnahmen zurückgreifen, wird diese Tendenz von anderen Ländern fortgesetzt”, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria. “Sie werden ihrerseits Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, und der globale Handel wird sich verschlechtern.” Dabei sei das weltweite Handelswachstum ohnehin bereits außergewöhnlich schwach, urteilt die internationale Organisation. Wenn jetzt Politiker auch noch die Liberalisierung des Handels zurückdrehen würden, dürfte dies negative Folgen für viele Jobs haben.”Mit hoher Wahrscheinlichkeit würden die Preise anziehen, der Lebensstandard sinken und die Länder in einer schwächeren finanziellen Position zurückbleiben. Handelsprotektionismus mag einige Arbeitsplätze schützen, er wird aber die Perspektiven und den Lebensstandard vieler Menschen eher verschlechtern”, warnte OECD-Chefökonomin Catherine Mann. Sie appelliert deshalb an die Regierungen, statt protektionistischer Maßnahmen Strukturreformen anzustoßen, die mehr Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen, die Wirtschaftsdynamik erhöhen und eine erfolgreiche Umverteilungspolitik sicherstellen, damit alle von Handel und Wachstum profitieren.Die OECD erwartet durch die von Trump angekündigten Investitionen und Steuersenkungen positive Impulse für das Wachstum in den USA und weltweit. Sie fordert vor diesem Hintergrund auch von anderen Regierungen Konjunkturspritzen.Die OECD-Ökonomen identifizieren aber auch eine Reihe finanzieller Risiken, wenn Schwankungen bei Wechselkursen und Kapitalströmen gemeinsam mit Preisverzerrungen Schwachstellen in Unternehmensbilanzen offenlegen, insbesondere in den Schwellenländern. In den entwickelten Volkswirtschaften könnte dies die Rentabilität der Banken sowie die langfristige Stabilität der Rentensysteme auf die Probe stellen, heißt es in dem Bericht.Die verlängerte Periode mit schwachem Wachstum und Niedrigzinsen habe das Geschäftsmodell von finanziellen Institutionen in Frage gestellt, urteilen die OECD-Ökonomen. Dabei sei die finanzielle Stabilität von Banken, Versicherungen und Pensionsfonds entscheidend für die Transmission der Geldpolitik und letztlich für das wirtschaftliche Wachstum insgesamt. Trotz jüngster Verbesserungen bei den Banken in den wichtigsten OECD-Gebieten gebe es noch immer Bedenken bezüglich ihrer Profitabilität. Tipps für RegulatorenDie langanhaltenden Niedrig- und Negativzinssätze stellen nach Ansicht der OECD Pensionsfonds und finanzielle Institutionen insgesamt allerdings vor große Herausforderungen. Die Ökonomen empfehlen daher der Finanzaufsicht, leistungsbezogene Pensionsfonds unter verschärfte Beobachtung zu nehmen. Dabei müsse man allerdings mit Fingerspitzengefühl vorgehen und darauf achten, nicht zu viel Druck auszuüben beim Ausgleich etwaiger Finanzierungsdefizite. Denn das könnte die Lage angesichts schwachen Wachstums und im Niedrigzinsumfeld noch verschlimmern.