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Ökonomen dämpfen Inflationssorgen

Der unerwartet starke Inflationsanstieg weltweit und auch in Deutschland ist nach Einschätzung der Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe bislang noch kein Grund zur Sorge – zugleich mahnen sie aber zur Vorsicht.

Ökonomen dämpfen Inflationssorgen

ms Frankfurt

Der unerwartet starke Inflationsanstieg weltweit und auch in Deutschland ist nach Einschätzung der Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe bislang noch kein Grund zur Sorge – zugleich mahnen sie aber zur Vorsicht. Die Mehrzahl der Preistreiber sei temporär und folglich sei bereits 2022 wieder mit niedrigeren Inflationsraten zu rechnen, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Standpunkt der Ökonomen. Allerdings habe mit Blick auf die Inflation ein „Perspektivwechsel“ stattgefunden und es sei jetzt entscheidend, die Inflationserwartungen im Zaum zu halten.

Seit Jahresbeginn hat die Teuerung weltweit angezogen. In den USA erreichte sie im Mai sogar die Marke von 5%. In Deutschland scheinen im Jahresverlauf Raten von 4% möglich. Ob es sich dabei um ein rein temporäres Phänomen handelt oder doch um einen längerfristigen Trend, ist derzeit für Notenbanker, Ökonomen und Marktteilnehmer die alles entscheidende Frage. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht den Preisanstieg wie die Fed als temporär und macht keinerlei Anstalten, von ihrer sehr expansiven Geldpolitik abzukehren. Die Zweifel und die Kritik an diesem Kurs nehmen aber zu.

Lohndynamik entscheidend

Laut den Sparkassen-Volkswirten handelt es sich bei den bisher beobachteten Preisausschlägen zum großen Teil um „reflexhafte Gegenbewegungen“. Teilweise seien diese Reflexe Ausdruck einer Normalisierung der Preise nach dem durch die pandemische Krise geprägten Vorjahr und teilweise gingen sie auf Angebotsengpässe zurück, die sich mit fortschreitender Entwicklung auch wieder auflösen sollten. Eine „Reflation“ wie in den 1970er Jahren sei derzeit nicht absehbar, sagte Uwe Dürkop, Chefvolkswirt der Berliner Sparkasse, am Dienstag.

„Ob sich die Inflationsdynamik in den nächsten Jahren verfestigt oder zurückentwickelt, wird entscheidend von der Entwicklung der Löhne abhängen“, sagte Reinhold Rickes, Leiter Volkswirtschaft beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). In den aktuellen Tarifverhandlungen werde aber eher über Beschäftigungssicherung als über höhere Löhne gesprochen. Längerfristig dürfte zudem der technische Fortschritt preisdämpfend wirken.

Die Chefvolkswirte warnen aber vor Selbstzufriedenheit. Es habe einen „Perspektivwechsel“ gegeben und statt De- und Disinflationsrisiken würden nun zunehmend Inflationsgefahren in den Blick genommen werden. Entscheidend sei deshalb jetzt die Verankerung der Inflationserwartungen. „Die frühzeitige und sorgsame Begutachtung von Preisgefahren ist Voraussetzung für eine effektive Inflationskontrolle“, heißt es in Richtung Notenbanken. Jetzt sei definitiv „Wachsamkeit“ geboten.