Ifo-Umfrage

Ökonomen plädieren für höhere Reichensteuer

Eine höhere Spitzensteuer würde auch den deutschen Mittelstand belasten, ergibt eine Umfrage des Ifo-Instituts. Eine höhere Reichensteuer und der Abbau der kalten Progression finden mehr Befürworter – aus gutem Grund, wie aktuelle Daten belegen.

Ökonomen plädieren für höhere Reichensteuer

ast Frankfurt

Die Mehrheit der deutschen Ökonomen befürwortet den Vorschlag des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung für einen höheren Steuersatz für sehr hohe Einkommen und den Abbau der kalten Progression. Das geht aus einer Umfrage von Ifo-Institut und FAZ hervor. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat berechnet, dass Steuerzahler in diesem Jahr noch kräftig draufzahlen müssen und der Staat diese Mehreinnahmen nicht ausgleicht.

56% der 153 vom Ifo befragten Ökonomen befürworten eine höhere Reichensteuer auf Jahreseinkommen ab 278000 Euro. Hingegen lehnen 52% eine Anhebung des Spitzensteuersatzes von derzeit 42%, der ab 59000 Euro Jahreseinkommen greift, ab. „Anders als der Name nahelegt, träfe eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes nicht nur die Bezieher sehr hoher Einkommen, sondern würde besonders die Mittelschicht belasten“, sagte Ifo-Forscher Marcel Schlepper bei der Vorstellung der Studie.

Dennoch plädierten 46% der befragten Wirtschaftsfachleute für einen höheren Spitzensteuersatz ab 59000 Euro wie von den Wirtschaftsweisen in ihrem Jahresgutachten vorgeschlagen. Befürworter und Gegner einer Erhöhung unterscheiden sich dem Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut zufolge in ihrer Ansicht, ob diese Gruppe Steuerzahler die Krisenlast bereits ausreichend schultert. 94% der Befürworter erwarten mehr Fairness bei der Lastenverteilung durch eine Erhöhung. Nur 28% der Gegner sind dieser Meinung. Das vom Bundestag beschlossene Inflationsausgleichsgesetz, das Steuersenkungen zum Ausgleich der kalten Progression vorsieht, unterstützen 76%.

IW: Mehrbelastung bleibt

Wie das IW Köln am Dienstag mitteilte, sind das Problem beim Inflationsausgleich die nominalen Einkommensgrenzen, die den zu entrichtenden Steuersatz festlegen. „Sie steigen nicht mit der Inflation und sorgen so für die zusätzlichen Belastungen“, heißt es aus Köln. Ein Tarif auf Rädern könne eine solche Mehrbelastung verhindern. Die Höhe der Steuern würde sich dann automatisch an die Inflationsrate anpassen. Als Beispiel nennen die IW-Ökonomen die Beitragsbemessungsgrenzen für die Sozialversicherungsbeiträge, die sich der Bruttolohnentwicklung anpassen.

Für 2022 bleiben die Mehrbelastungen für die Steuerzahler allerdings erhalten. Durch die hohe Inflation und die fallenden Realeinkommen müssen Steuerzahler wegen der kalten Progression bereits im Jahr 2022 zu viel an den Staat abgeben. Und weil die Entlastung im kommenden Jahr nur in Höhe der diesjährigen Belastung ausfällt, verschleppt der Staat den Ausgleich der kalten Progression und sorgt trotzdem jährlich für Mehreinnahmen.