Offener Wahlausgang bringt Unsicherheit in Griechenland

Sogar nochmalige Neuwahl scheint möglich

Offener Wahlausgang bringt Unsicherheit in Griechenland

Reuters/ks Athen/Frankfurt – Die Griechen kehren der Syriza-Partei des zurückgetretenen Regierungschefs Alexis Tsipras scharenweise den Rücken. Zwar dürfte das Linksbündnis die vorgezogene Wahl am 20. September gewinnen, wie eine am Freitag veröffentlichte Umfrage ergab. Allerdings liegt es derzeit mit 23 % um 13 Punkte unter dem Ergebnis vom Januar. Damit wäre Tsipras von der angestrebten Alleinregierung weit entfernt. Zudem sind seine Koalitionsmöglichkeiten begrenzt.Hält sich die politische Stimmung, könnte die Wahl am 20. September neue Unsicherheit bescheren und möglicherweise sogar einen weiteren Urnengang notwendig machen. Allerdings steht dem Land im Herbst die erste Überprüfung des neuen 86-Mrd.-Hilfsprogramms ins Haus. Für die Interessen der Griechen streiten könnte dann lediglich die Übergangsregierung von Ministerpräsidentin Vassiliki Thanou, die sich nicht auf eine klare Parlamentsmehrheit stützen könnte.Die Präsidentin des Obersten Gerichtshofes war am Donnerstag vereidigt worden. Das wichtige Amt des Finanzministers übernimmt vorläufig George Chouliarakis. Er hatte zum Verhandlungsteam der Griechen bei den Gesprächen über das neue Hilfsprogramm gehört.Wie brisant politisches Chaos für die Erholung des von Rekordarbeitslosigkeit geprägten Landes ist, illustrieren die jüngsten Wirtschaftsdaten. Demnach war das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal zwar mit einem Wachstum von revidiert 0,9 (zuvor: 0,8) % zum Vorquartal klar auf Erholungskurs. Der sich dramatisch zuspitzende Konflikt mit den Geldgebern führte Ende Juni aber zur dreiwöchigen Schließung der Banken und zu Auszahlungsbeschränkungen. Für das Gesamtjahr rechnen die Eurogruppe und der Internationale Währungsfonds deshalb mit einem Einbruch beim BIP um 2,3 %. Wirtschaftsstimmung düsterZuletzt kippte die Wirtschaftsstimmung in Griechenland weiter ab. Der von der EU-Kommission veröffentlichte Index ESI fiel im August gegenüber Juli um 6,1 auf 75,2 Punkte. Dies ist nur noch wenig über dem Rekordtief von 2009, das sich auf 74,5 Punkte beläuft. Insbesondere im griechischen Dienstleistungssektor griff Pessimismus um sich.