"Ohne Aktien geht es nicht!"

Das DAI verlangt ein Umdenken in der aktuellen Rentendebatte - Forderungen an die Politik

"Ohne Aktien geht es nicht!"

Von Stephan Lorz, FrankfurtMit einem Aktionsplan unternimmt das Deutsche Aktieninstitut (DAI) zusammen mit einer Reihe von Banken und Investmenthäusern einen erneuten Anlauf, um die Altersvorsorge mit Aktien populärer zu machen. Nur auf diese Weise könne die Rentenlücke geschlossen werden, ohne dass drastisch mehr Steuermittel aufgewendet oder die Sozialbeiträge noch stärker angehoben werden müssten, heißt es. Letzteres würde zudem die Lohnkosten in die Höhe treiben. Aktien, so das DAI, würden in der langen Frist nämlich deutlich höhere Renditen abwerfen als andere Anlageformen – bei zugleich vernachlässigbarem Verlustrisiko.Die Daten, die das Aktieninstitut vorgelegt hat, um den Sparern eine Aktienanlage schmackhaft zu machen, sind durchaus überzeugend: Ab einem Anlagehorizont von 15 Jahren ist das nominale Verlustrisiko historisch gesehen praktisch null. Und bei einem Sparplan mit monatlichen Einzahlungen in Dax-Werte betrug die jährliche Durchschnittsrendite zum Ende der Ansparphase nach 30 Jahren selbst im schlimmsten Fall noch etwas über 6 %. Um die Rentenlücke zu schließen, die sich durch das sinkende Versorgungsniveau im Umlageverfahren auftut, würde aber schon ein Plus von gut 4 % ausreichen.”Aktien sind insbesondere für die Altersvorsorge ein ideales Anlageinstrument, weil sie auf lange Frist hohe Renditen abwerfen”, unterstreicht Friedrich von Metzler, Mitglied des Partnerkreises des Bankhauses Metzler. Und Christine Bortenlänger, geschäftsführender DAI-Vorstand, betont: “Ohne Aktien geht es nicht!” Aktien müssten zu einem viel größeren Umfang in der Altersvorsorge eingesetzt werden.Allerdings wurden schon mehrfach vergeblich Anläufe unternommen, um in Deutschland die Aktienkultur zu verbessern. Finanzkrisen, die große Enttäuschung nach dem Platzen der New-Economy-Blase, und der schlechte Leumund der Riester-Rente lassen die Deutschen Abstand nehmen vor einem Engagement in “Produktivvermögen”, wie es noch in den 60er und 70er Jahre hieß. Damals stellten sich die Gewerkschaften dagegen, weil sie eine Schwächung des Klassenbewusstseins befürchteten. Inzwischen scheinen die ultraniedrigen Zinsen in der Bevölkerung aber langsam zu einem Umdenken zu führen, beobachten etwa Vertreter von Union Investment und der DekaBank.Die jahrzehntelange Aktienabstinenz hierzulande hat die Verbreitung dieser Anlageform in der Bevölkerung international fast unter die Wahrnehmungsschwelle gedrückt: Der Aktienanteil in Pensionsfonds und Pensionskassen beträgt hierzulande nur 4 %. In Schweden sind es dagegen 15 %, in der Schweiz 29 %, und in den USA sogar 49 %.Ein Grund für den Rückstand ist etwa die tendenzielle Benachteiligung der Aktienanlage in der Altersvorsorge. Entweder fallen hohe Garantiekosten an, was die Rendite schmälert, oder andere Anlagearten werden steuerlich bessergestellt. Und so geht es auch in der aktuellen Rentendebatte fast nur noch um die Stärkung des Umlageprinzips, kaum um eine bessere Anlagemischung. Mehr Flexibilität nötigIn der den DAI-Aktionsplan begleitenden Studie fordern die Autoren denn auch eine stärkere Unterstützung der Politik für die Altersvorsorge mit Aktien. Es müsse mehr Flexibilität in der Ein- und Auszahlungsphase von Riester-Fondssparplänen geben, die Fördersätze der Riester-Zulagen müssten an die Entwicklung der Beitragsbemessungsgrenze angepasst, und schließlich müsste eine staatliche Aktienzulage eingeführt werden für Finanzinstrumente, die sich für den langfristigen Vermögensaufbau besonders eignen (Förderkonzept Altersvorsorge). Die Politik sei zudem aufgefordert, das Thema “Aktien und Altersvorsorge” wieder auf die Tagesordnung zu setzen.