Omikron bringt neue Restriktionen
sp Berlin
Die Spitzen von Bund und Ländern wollen bei ihren Beratungen über den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie am Freitag nicht nur eine Verkürzung der Quarantäne beschließen, sondern auch neue Kontaktbeschränkungen auf den Weg bringen. Berlins Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) sprach sich am Mittwoch bei RTL/ntv für eine verschärfte Maskenpflicht und weitere Zugangsbeschränkungen für Restaurants aus. Zuvor hatte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland den Ton vorgegeben. „Verschärfungen werden leider notwendig sein, um der schweren Welle, die auf uns zukommt, zu begegnen.“
In weiten Teilen Europas ist die von der Omikron-Variante des Coronavirus ausgelöste Infektionswelle bereits angekommen. Frankreich meldete für Dienstag 271686 Neuinfektionen und rechnete gestern schon mit mehr als 330000 bestätigten neuen Fällen. In Großbritannien wurden fast 220000 Neuinfektionen gezählt, während die Niederlande, Kroatien, die Türkei und weitere europäische Länder jeweils neue Höchststände meldeten. Und auch in den USA ist Omikron längst auf dem Vormarsch. Am Dienstag wurden laut Reuters-Berechnungen fast eine Million neue Fälle gemeldet.
Deutschland ist bislang noch nicht gegen die wegen Omikron erwartete „Wand“ rasant springender Neuinfektionen gefahren. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete mit knapp 60000 Neuinfektionen aber fast ein Drittel mehr Fälle als noch vor einer Woche und auch die Sieben-Tage-Inzidenz legte deutlich zu. Wegen der nach den Feiertagen eingeschränkten Datenlage fahren Bund und Länder vor den Beratungen am Freitag aber mit schlechter Sicht.
Variante auf dem Vormarsch
Lauterbach betonte in den vergangenen Tagen wiederholt, dass das Infektionsgeschehen nach seiner Einschätzung zwei bis drei Mal so groß sei, wie aus den von den Gesundheitsämtern an das RKI übermittelten Zahlen hervorgeht. Der Gesundheitsminister rechnet für die nächsten Tage deshalb mit einem drastischen Anstieg der Infektionszahlen. Derzeit liege der Omikron-Anteil an den Neuinfektionen bei 25%, man erwarte aber, dass die Virus-Variante in den nächsten Tagen dominant werde, sagte ein Ministeriumssprecher.
Um zu verhindern, dass Teile der kritischen Infrastruktur lahmgelegt werden, weil die Omikron-Welle Infizierte und ihre Kontaktpersonen in den nächsten Wochen millionenfach in Isolation oder Quarantäne zwingen könnte, will Lauterbach die Quarantänebedingungen ändern. Die Gesundheitsminister der Länder stellten sich am Mittwoch in einer Sonder-Schalte hinter einen gemeinsamen Vorschlag des Gesundheitsministers und des RKI, das eine abgestufte Verkürzung der Quarantäne für Mitarbeiter in kritischen Bereichen vorsieht. Konkret sollen sich infizierte Mitarbeiter in kritischen Bereichen wie Krankenhäusern oder Stromversorgern nach sieben Tagen mit einem negativen PCR-Test freitesten können. Bisher ist eine Isolierung für 14 Tage vorgesehen. Für Kontaktpersonen soll dies bereits nach fünf Tagen möglich sein. Damit soll ein Personalmangel bei steigenden Infektionszahlen in diesen besonders wichtigen Bereichen vermieden werden. Dies sei möglich, weil Infizierte bei der Omikron-Virusvariante weniger lange ansteckend sind, argumentiert der Gesundheitsminister. Für die allgemeine Bevölkerung gilt, dass sich sowohl Infizierte als auch Kontaktpersonen ohne Symptome nach sieben Tagen mit einem negativen PCR-Test freitesten können.
Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD), die derzeit den Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz innehat, betonte nach den Beratungen am Mittwoch, dass eine Verkürzung der Quarantänezeiten „praktikabel umsetzbar“ sein müsse. Die Gesundheitsämter seien personell überlastet, deshalb müsse man „zu einfacheren Regelungen“ kommen.