wü Paris – Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hat am Montag einen Schutzschirm für die Automobil- und Luftfahrtindustrie angekündigt. Er will bereits in den nächsten zwei Wochen einen Hilfsplan für die heimische Automobilindustrie vorlegen. “Bis zum 1. Juli werden wir auch einen Plan zur Unterstützung der Luftfahrtindustrie und den Hunderttausenden von Stellen vorstellen, die in der Region Toulouse und woanders von ihr abhängen”, sagte er dem Radiosender “France Info”. Nach der Lockerung der strengen Ausgangssperre vor einer Woche wache die Wirtschaft des Landes langsam wieder auf, erklärte Le Maire. Einige Branchen kämen gut voran, so wie die Bauindustrie. Deren Aktivitäten hätten noch Anfang Mai zu 45 % stillgestanden. Inzwischen seien es nur noch 28 %.Angesichts der Auswirkungen der Coronakrise hat die Ratingagentur Fitch am Wochenende den Ausblick für Frankreich von “stabil” auf “negativ” gesenkt. An der Bewertung der Kreditwürdigkeit mit “AA” werde sich aber vorerst nichts ändern, erklärte sie. Der gesenkte Ausblick spiegele jedoch die starken Auswirkungen wider, die die Corona-Pandemie in diesem Jahr auf die öffentlichen Finanzen und die wirtschaftliche Aktivität haben dürfte. Angesichts des bereits hohen Schuldenstandes und der begrenzten Fortschritte bei der Haushaltskonsolidierung hätten sich die Aussichten verdüstert. In ihrem zweiten Nachtragshaushalt, der ein staatliches Hilfspaket über 110 Mrd. Euro enthält, geht die Regierung davon aus, dass das Defizit auf 9,1 % und die Gesamtverschuldung auf 115 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen wird.Wirtschaftsminister Le Maire will nun den Verkauf von schadstoffarmen Autos stärker fördern. Die Krise müsse zu einem Hebel gemacht werden, um die ökologische Wende zu beschleunigen und die Franzosen zu ermutigen, Fahrzeuge zu kaufen, die für sie heute noch zu teuer seien, sagte der Politiker. Der Staat könnte im Gegenzug für die Hilfen eine Rückverlagerung der Produktion nach Frankreich verlangen, deutete er an.Die Regierung hat Renault bereits staatlich garantierte Kredite in Höhe von rund 5 Mrd. Euro in Aussicht gestellt und der Fluggesellschaft Air France-KLM staatlich garantierte Kredite für 7 Mrd. Euro zugesagt. Der französische Staat hält 15 % an Renault und 14 % an Air France-KLM. An der Opel-Mutter PSA ist er mit 12,2 % beteiligt und an Airbus mit 11,1 %. Der Luft- und Raumfahrtkonzern hat seinen Hauptsitz in Toulouse, genau wie zahlreiche, jetzt stark unter Druck geratene Zulieferer der Branche. Die Gegend in Südwestfrankreich gilt deshalb als wichtigster Standort der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie.