Pessimismus nimmt zu

ZEW-Erwartungsindex für deutsche Wirtschaft gibt aber nur noch wenig nach

Pessimismus nimmt zu

Finanzexperten bewerten die Aussichten für die deutsche Konjunktur so skeptisch wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Das ergab die jüngste ZEW-Umfrage unter Börsenanalysten und Großanlegern.ks Frankfurt – Der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen ist im September gegenüber August um 1,7 auf 6,9 Punkte gesunken, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 234 Investoren und Analysten mitteilte. Das ist bereits der neunte Rückgang in Folge und der schlechteste Wert seit Dezember 2012. Damit ist dieser wichtige Frühindikator für die größte Volkswirtschaft der Eurozone noch ein klein wenig weiter unter seinen historischen Mittelwert von 24,6 Punkten gerutscht.Das Minus im September fiel allerdings geringer aus als befürchtet: Bankenvolkswirte hatten im Schnitt der Prognosen ein Sinken um 3,6 Zähler erwartet. Der Abwärtstrend bei den ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland hat sich zudem deutlich verlangsamt, wie ZEW-Präsident Clemens Fuest in einer Stellungnahme zu den jüngsten Umfrageergebnissen herausstrich. Denn im August war das Stimmungsbarometer noch um fast 20 Punkte abgestürzt.Das aktuelle Umfeld der Konjunkturerwartungen ist allerdings noch immer “von großer Unsicherheit geprägt”, wie Fuest weiter betonte. Der ZEW-Index zur derzeitigen Konjunkturlage fiel um 18,9 auf 25,4 Punkte zurück. Dies markiert das niedrigste Niveau seit einem Jahr.Fuest verwies darauf, dass das Risiko einer Sanktionsspirale mit Russland fortbestehe. Die Europäische Union hatte ihre Sanktionen gegen Russland wegen des Vorgehens in der Ukraine vorige Woche noch verschärft. Die Strafmaßnahmen richten sich vor allem gegen den Energie-, Rüstungs- und Finanzsektor. Bereits im ersten Halbjahr, also noch vor dem Ergreifen von Handelsbeschränkungen, waren die deutschen Exporte nach Russland um mehr als 15 % eingebrochen. Ebenfalls ungünstig für die deutsche Gesamtwirtschaft ist nach Einschätzung Fuests, dass die Konjunktur der Eurozone sich weiterhin enttäuschend entwickle. Und: “Zu guter Letzt ist schwer abzuschätzen, wie sich eine Abspaltung Schottlands auswirken würde”, sagte der ZEW-Chef mit Blick auf die morgen stattfindende Volksabstimmung zur Unabhängigkeit des Nordteils Großbritanniens.Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone verringerten sich im September um 9,5 Indexpunkte auf 14,2 Zähler. Auch die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum wurde von den Umfrageteilnehmern im Vergleich zum Vormonat als schlechter eingestuft. Dieser Indikator sank um 10,0 auf minus 43,8 Punkte.Analysten befürchten angesichts der Entwicklung der ZEW-Konjunkturerwartungen, dass der deutschen Wirtschaft in den Wintermonaten der Wind wieder kälter ins Gesicht bläst. So sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe, das Mannheimer Konjunkturbarometer weise mittlerweile auf eine “spürbare Abkühlung der Wachstumsraten” hin.Möglicherweise seien die vom ZEW befragten Finanzmarktanalysten aber auch “zu sehr auf den aktuellen negativen Nachrichtenfluss fixiert und weniger auf die tatsächliche Situation in der deutschen Industrie”. Grund zum Trübsalblasen bestehe vor allem wegen der guten Auftragseingänge vom Juli nicht.