DIE FOLGEN DES BREXIT

"Piazza Affari" könnte profitieren

Börsen-Zeitung, 25.6.2016 tkb Mailand - Italien wird nach dem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU nicht nur Nachteile haben, wie einen höheren Mitgliedsbeitrag für Brüssel, um bis zu 1,5 Mrd. Euro weniger Exporte nach Großbritannien und weniger...

"Piazza Affari" könnte profitieren

tkb Mailand – Italien wird nach dem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU nicht nur Nachteile haben, wie einen höheren Mitgliedsbeitrag für Brüssel, um bis zu 1,5 Mrd. Euro weniger Exporte nach Großbritannien und weniger Touristen von der Insel. Der auf Kapitalmärkte spezialisierte Rechtsanwalt Pietro Fioruzzi, Partner bei Cleary Gottlieb Steen & Hamilton, erwartet stattdessen eine Belebung des mit der LSE liierten Finanzplatzes Mailand. “Piazza Affari, die Mailänder Börse, könnte vom Austritt profitieren, da London Kapitalmarkttransaktionen nach Mailand verlagern wird.” Auch sieht Fioruzzi ein Comeback der zuletzt zahlreich nach London ausgewanderten jungen italienischen Intellektuellen und Finanzexperten. Was die einzelnen Banken betrifft, werden nach Angaben von Bankexperten die Folgen für Banca Intesa Sanpaolo, die in London wenig exponiert ist, eher gering sein, während Unicredit – wegen der HVB und dem Investment Banking stärker in London engagiert und derzeit zudem “führungslos” – den Brexit empfindlich zu spüren bekommen dürfte. Vorübergehend könnte sich das ohnehin schwache Wirtschaftswachstum weiterhin verringern, meint das Wirtschaftsforschungsinstitut Prometeia. Politisch gesehen bedeutet Brexit eine weitere Stärkung der populistischen Parteien: etwa der Fünf-Sterne-Bewegung, die bereits bei den vergangenen Kommunalwahlen als Sieger hervorgegangen ist. Und Lega-Nord-Parteisekretär Matteo Salvini jubelt: “Jetzt sind wir dran.”