Plan C
Entweder die griechischen Wähler sind launisch und wechseln ihre Positionen von Umfrage zu Umfrage. Oder die Wahlprognosen in Griechenland sind nicht solider als Griechenlands Defizitstatistiken in der Vergangenheit. Aber eigentlich ist das schnuppe. Denn egal ob es der Wankelmut der Wähler ist oder die Ungenauigkeit der Vorhersagen, das Ergebnis mit Blick auf die Neuwahl am 17. Juni ist dasselbe: Nichts ist sicher. Nicht einmal, ob der Wahltag Gewissheit über die Zukunft Griechenlands schafft.Bislang ist viel über zwei Szenarien gesprochen worden – offiziell über Plan A und klammheimlich über Plan B. Plan A bedeutet, dass die Angst der Griechen vor einem Abschied aus der Eurozone letztlich doch so arg ist, dass sich die Wähler zähneknirschend wieder in großer Schar den beiden Parteien zuwenden, die sie jahrelang gewählt haben – und die ihnen einerseits den Schlamassel einbrachten, die andererseits nun prinzipiell am vereinbarten Spar- und Reformprogramm festhalten. Ein eindeutiger Sieg von Nea Dimokratia und Pasok über die Spargegner wäre, ob man das nun gut oder schlecht findet, so etwas wie der Widerspenstigen Zähmung – Hellas bliebe im Euro und an den Finanzmärkten gäbe es Chancen für eine Erleichterungsrallye.Plan B wiederum bezeichnet das Szenario eines klaren Siegs des Linksbündnisses. Da Syriza-Chef Alexis Tsipras wohl keine Kehrtwende macht, wäre das der Anfang des Endes von Hellas im Euro. Euroland, selbst wenn es wollte, kann Tsipras kaum entgegenkommen. Das würde der Internationale Währungsfonds nicht mitmachen, das wäre eine Zerreißprobe für die Bundesregierung, das würde Mario Monti das Leben noch schwerer machen, wenn er Italien auf den Reformkurs einschwört.Mittlerweile aber muss sich Euroland gar nicht unbedingt auf A oder B einstellen, sondern womöglich auf Plan C – mit C wie chaotisch. Schließlich zeigen die Umfragen, dass es voraussichtlich recht knapp werden wird bei den Neuwahlen. Was aber, wenn ND und Pasok nur mit minimalem Vorsprung durchs Ziel gehen – und aus Interesse an einer stabileren Regierung und einer breiteren Unterstützung um Zugeständnisse aus Brüssel bitten. Der Ball läge dann wieder im Spielfeld der Euro-Partner.Wetten Sie lieber nicht darauf, dass der EU-Gipfel am 28. Juni das letzte Treffen der EU-Spitzen vor dem Sommer ist. Es braucht keiner Hellseherei, um vorauszusagen, dass Euroland sich rasch zerstreiten würde. Diese Prognose ist jedenfalls nicht ungewisser als die griechischen Wahlvorhersagen.