Powell hält an Zinskurs fest

Neuer Fed-Vorsitzender bewertet konjunkturelle Aussichten insgesamt positiv - Erste Anhörung

Powell hält an Zinskurs fest

US-Notenbankchef Jerome Powell will ungeachtet der jüngsten Volatilität an den Finanzmärkten an weiteren, graduellen Zinserhöhungen festhalten. Mit Blick auf das Wirtschaftswachstum und steigende Löhne erwartet er, dass mittelfristig das Inflationsziel von 2 % erreicht werden kann.det Washington – Jerome Powell, der neue Fed-Vorsitzende, hat in seinem ersten Auftritt vor dem Finanzdienstleistungsausschuss im Kongress angekündigt, an der Politik der behutsamen Zinserhöhungen festhalten zu wollen. Daran könnten auch die teils kräftigen Kursschwankungen an den Finanzmärkten nichts ändern. In dem halbjährlichen geldpolitischen Bericht der Fed hob der oberste Währungshüter das “solide Tempo” hervor, mit dem die US-Wirtschaft während der zweiten Jahreshälfte 2017 gewachsen war. Die hohe Zahl von Neueinstellungen habe die Arbeitslosenquote auf 4,1 % gedrückt, sagte der Fed-Chef. Powell wies auf den “moderaten” Lohnanstieg hin und stellte einschränkend fest, dass die Löhne noch stärker angezogen hätten, wenn die Produktivitätssteigerungen während der vergangenen Jahre nicht relativ gering gewesen wären. Gestützt vom Arbeitsmarkt, ausgabefreudigen Verbrauchern, dem positiven Vermögenseffekt steigender Aktienkurse und reger Investitionstätigkeit der Unternehmen bewertete der Notenbankvorsitzende die konjunkturellen Aussichten als ausgesprochen günstig. Positiv schlagen nach seiner Darstellung auch der andauernde Aufschwung am Immobilienmarkt und robustes Wachstum bei den wichtigsten Handelspartnern zu Buche, da hiervon die Ausfuhrwirtschaft profitiere. Gleichwohl betonte Powell, dass der an der Kernrate gemessene PCE-Index, aus Sicht der Fed der wichtigste Inflationsindikator, im vergangenen Jahr bei nur 1,5 % lag. Dies führen die Währungshüter unter anderem auf temporäre Faktoren zurück. Auch betonte Powell den konjunkturstimulierenden Effekt einer expansiven Fiskalpolitik. Folglich sei 2018 mit weiter zunehmendem Preisdruck zu rechnen, so dass mittelfristig das Inflationsziel von 2 % erreicht werden kann. Für die Geldpolitik bedeute dies, dass man weiter an graduellen Zinserhöhungen festhalten werde. Gleichzeitig werde die Fed den Bilanzabbau vorantreiben, sagte Powell. Ein zentrales Anliegen der Notenbank werde es während der kommenden Jahre sein, eine schwierige Gratwanderung zu meistern: “Wir müssen eine Überhitzung der Konjunktur vermeiden und gleichzeitig darauf hinwirken, dass die am PCE-Index gemessene Inflationsrate dauerhaft unser Ziel erreicht”, hob der Fed-Vorsitzende hervor.Trotz Powells insgesamt optimistischer Bewertung der Konjunktur deuten rückläufige Aufträge für langlebige Güter darauf hin, dass sich zum Jahresbeginn das Wachstum leicht verlangsamt haben könnte. Laut US-Handelsministerium gingen die Bestellungen langlebiger Wirtschaftsgüter im Januar um 3,7 % zurück. Ökonomen hatten einen deutlich geringeren Rückgang von 2,0 % erwartet. Im Dezember war noch eine Zunahme um 2,6 % gemessen worden. Ohne Berücksichtigung der Transportkomponente gaben die Orders um 0,3 % und ohne Rüstungsgüter um 2,7 % nach. Für einen weiteren Dämpfer sorgte der Anstieg des Außenhandelsdefizits. Der Fehlbetrag im Handel mit Waren kletterte nach Angaben des Handelsministeriums um 2,1 Mrd. auf 74,4 Mrd. Dollar. Zwar sanken die Einfuhren um 0,9 Mrd. Dollar, die Exporte brachen aber um mehr als das Dreifache ein. Die Ausfuhren von Konsumgütern legten kräftig zu. Starke Rückgänge wurden bei Investitionsgütern und industriellen Lieferungen erfasst. Das Ministerium meldete ferner eine Zunahme der Lagerbestände im Einzelhandel um 0,8 %, vorwiegend infolge der Umsatzschwäche bei Autohändlern. Die Lagerbestände im Großhandel kletterten in demselben Zeitraum um 0,7 %.Die stete Erholung am Immobilienmarkt scheint sich indes fortzusetzen. So kletterte der S & P-Core-Logic-Case-Shiller-Häuserpreisindex für die 20 größten US-Ballungszentren im Dezember wie erwartet um 0,6 % zum Vormonat und im Jahresvergleich um 6,3 %. Der nationale Index stieg ebenfalls um 6,3 % nach zuvor 6,1 %. Der Preisindex der Federal Housing Finance Agency (FHFA), die die staatlichen Baufinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac reguliert, stieg im Dezember im Monatsvergleich um 0,3 % und gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,5 %. Optimistisch stimmte auch der Index des Verbrauchervertrauens des Forschungsinstituts Conference Board. Im Januar zog der Index um 6,5 Punkte an und erreichte mit 130,8 Zählern den höchsten Stand seit November 2000. Volkswirte hatten im Schnitt mit 126,5 Zählern gerechnet. “Konsumenten bewerten insbesondere die gegenwärtige Lage noch günstiger als zuvor”, stellte Conference-Board-Ökonomin Lynn Franco fest. Der entscheidende Faktor hierbei sei der starke Arbeitsmarkt, sagte Franco. Positiv würden aber ungeachtet der Finanzmarktvolatilität auch die künftigen Aussichten eingestuft.