Protektionismus verfestigt sich

WTO: Immer mehr Warenimporte mit Beschränkungen belegt

Protektionismus verfestigt sich

rec Frankfurt – In den führenden Volkswirtschaften ist ein immer höherer Anteil der Warenimporte mit Handelsbeschränkungen belegt. Dieser Trend ist seit der Weltfinanzkrise ungebrochen, wie eine halbjährliche Analyse der Welthandelsorganisation (WTO) zeigt. Entsprechende Maßnahmen, die Länder aus dem Kreis der G20 seit 2009 eingeführt und bis heute nicht aufgehoben haben, decken demnach inzwischen Warenströme im Wert von mehr als 1,5 Mrd. Dollar ab. Das entspricht 10,3 % aller Importe der 20 bedeutendsten Volkswirtschaften.Nach Jahren beständigen Wachstums im Welthandel hat bereits vor knapp zwei Jahren eine Trendwende eingesetzt. Die weltweiten Handelsströme gingen schon im Vorjahr gemessen am Warenwert um 3 % zurück. Die Corona-Pandemie verstärkt diesen durch Handelsstreitigkeiten ausgelösten Trend. Für 2019 erwartet die WTO einen zweistelligen Einbruch im Welthandel.”Das historisch hohe Niveau an Handelsbeschränkungen bleibt ein Grund zur Besorgnis”, sagte WTO-Chef Roberto Azevedo. Andererseits findet die in Genf ansässige Institution in der Krise durchaus einen Lichtblick: Nachdem zunächst etliche Länder mit Ausfuhrbeschränkungen etwa für Schutzmasken und medizinisches Gerät auf die Pandemie reagiert hatten, liberalisieren nun vielerorts Regierungen den Handel mit diesen Produkten. “Es gibt Anzeichen, dass Länder beginnen, handelsbeschränkende Maßnahmen aus der Anfangsphase der Pandemie zurückzunehmen”, sagte Azevedo. Demnach registrierte die WTO bis Mitte Mai 93 handelspolitische Maßnahmen mit Bezug zur Corona-Pandemie, von denen 65 den grenzüberschreitenden Warenverkehr erleichterten. Insgesamt seien seit Mitte Oktober von der Anzahl her so viele Handelshürden gefallen wie seit sechs Jahren nicht. Das sei ein “ermutigendes Signal”, so Azevedo.Unterdessen trifft die Coronakrise die weltweit mehr als 5 000 Sonderwirtschaftszonen, mit denen vor allem Schwellen- und Entwicklungsländer Investitionen anziehen wollen, hart. Ein vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) ermittelter Index zur wirtschaftlichen Stimmung in den Sonderwirtschaftszonen ist seit Februar von + 48 auf – 20 eingebrochen. Damit sei “ein wichtiger Wachstumsmotor in den Schwellenländern ins Stottern geraten”, sagte IfW-Expertin Saskia Mösle.