Quereinsteiger Klaus Wiener
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Bei einem Showdown im Haaner Autokino um Mitternacht hat Klaus Wiener die Abstimmung über die CDU-Kandidatur im Wahlkreis „MettmannI“ für sich entschieden. Die Corona-Pandemie macht erfinderisch: Die CDU-Mitglieder trafen sich im Freien, um nach 20 Jahren über die Nachfolgekandidatur der Bundestagsabgeordneten Michaela Noll (61) zu entscheiden. Vier Bewerber standen zur Wahl. Am 26. September gilt es nun für den 58-jährigen Wiener, das Mandat zu verteidigen, das Noll viermal direkt holte. Die Chancen stehen gut, eine Mehrheit bei den 200000 Wahlberechtigten in Erkrath, Haan, Hilden, Langenfeld, Mettmann und Monheim zu gewinnen.
Der promovierte Volkswirt mit viel Finanzmarktexpertise tritt mit dem Willen an, seinen Erfahrungsschatz als Ökonom aus vielen Jahren in der Wirtschaft in den Bundestag einzubringen. „Ich bin immer ein politischer Mensch gewesen“, sagt der bundespolitische Quereinsteinsteiger. Bis Herbst 2020 war er in Berlin Geschäftsführer und Chefvolkswirt im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), zuständig für Kapitalanlage, Recht und Compliance, Volkswirtschaft und Finanzmärkte. Der gebürtige Niedersachse zog 2004 nach Haan und trat dort bald in die CDU ein. Seine Frau lehrt Volkswirtschaft an der Universität Wuppertal. Beide kennen sich aus dem Studium. Die beiden Söhne studieren bereits.
Der akademischen Ausbildung Wieners ging eine Lehre als Energieanlagenelektroniker voraus. Studiert hat er in Osnabrück und in Georgia/USA – und dort auch promoviert. Seine berufliche Laufbahn begann der Volkswirt 1993 bei der Commerzbank in Frankfurt. Sie führte ihn über die Westdeutsche Landesbank in Düsseldorf 1998 zur AMB Generali Finanz in Köln, wo er Chefvolkswirt wurde. Bis 2015 blieb er dem Konzern in diversen Tätigkeiten verbunden, zuletzt als Niederlassungsleiter Generali Investments Europe in Köln. Parallel war er Head of Tactical Asset Allocation der Assicurazioni Generali in Mailand mit einem verwalteten Vermögen von 450 Mrd. Euro.
„Zur Wiederbelebung der Wirtschaft nach Corona und zur Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft braucht das Land ökonomischen Sachverstand“, ist Wiener überzeugt. „Nach der Pandemie: Die Weichen richtig stellen!“, lautet sein Motto für den Wahlkampf. Wachstum und Arbeitsplätze sollen durch weniger Verbote, Reglementierungen und Bürokratie entstehen. Investitionen in die öffentliche Infrastruktur müssen mutig sein, meint er. Der Schuldenberg darf aber nicht zu hoch und die Steuerschraube nicht überdreht werden. Beim Klimaschutz setzt sich Wiener für zügigen Fortschritt ein.
Finanzmarktthemen stehen im Wahlkampf am Rhein naturgemäß nicht an erster Stelle. Aber in seiner Domäne als Ökonom hat Wiener klare Vorstellungen. „Es ist für Deutschland wichtig, eine gute Finanzierung der Volkswirtschaft zu haben“, sagt er. „Derzeit läuft die Versorgung der Wirtschaft mit Krediten vor allem über den Bankenkanal – wir müssen am Kapitalmarkt breiter aufgestellt sein. Eine stärkere betriebliche und private Altersvorsorge würde mehr Kapital bereitstellen, wovon gerade auch junge Unternehmen profitieren könnten.“ Wichtig sind ihm auch gute Rahmenbedingungen für Start-ups.