WIRTSCHAFT IM BANN DES CORONAVIRUS

Ran an Lohnsteuer und Sozialversicherung

Bruegel-Vorschläge an die EU-Finanzminister

Ran an Lohnsteuer und Sozialversicherung

ahe Brüssel – Der einflussreiche Thinktank Bruegel hat den EU-Finanzministern empfohlen, der Coronavirus-Krise mit europaweit koordinierten, breiten makroökonomischen Absicherungen zu begegnen. Konkret regte die Brüsseler Denkfabrik in einer Kurzstudie an, die Sozialversicherungsbeiträge der Unternehmen für drei Monate zu halbieren oder die Lohnsteuer zu senken. Auch könne man über die vorübergehende Finanzierung von Hypothekenzahlungen nachdenken.Nach Berechnungen von Bruegel könnten sich die Maßnahmen eines solchen allgemeinen Sicherheitsnetzes, auf das sich die Mitgliedstaaten einigen sollten, auf etwa 2,5 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) summieren. Finanziert würden sie durch erhöhte nationale Defizite, hieß es. Die Bruegel-Vorschläge waren von der aktuellen kroatischen EU-Ratspräsidentschaft in Auftrag gegeben worden und dienen der Vorbereitung des EU-Finanzministertreffens (Ecofin) am Dienstag in Brüssel.”Whatever it takes” müsse jetzt das Motto sein, um Leben zu retten und die Auswirkungen des Coronavirus auf die Wirtschaft zu verringern, erklärte Bruegel. Die Pandemie verursache “einen großen Schock für die globale und europäische Wirtschaft”. Nach Einschätzung der Wissenschaftler müssen die Finanzminister nun zunächst einmal ausreichend Mittel zum Kampf gegen die gesundheitlichen Folgen der Coronavirus-Krise bereitstellen und danach den am stärksten betroffenen Personen, beispielsweise Selbständigen, Unternehmen und Sektoren direkte Unterstützung bieten.Die vielen Zweitrundeneffekte des Schocks würden damit allerdings nicht abgedeckt werden. Um die Finanz- und Liquiditätsengpässe der Unternehmen zu mildern und Anreize zum Erhalt von Arbeitsplätzen zu geben, seien daher die zusätzlichen makroökonomischen Absicherungen empfehlenswert, hieß es. Die vorhandenen Produktionskapazitäten müssten geschützt werden, damit sie auch nach dem Schock weiterbestehen können.Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach Ansicht von Bruegel ebenfalls reichlich Liquidität bereitstellen und die Swap-Linien erhöhen, um auch eine ausreichende Dollar-Liquidität zu gewährleisten. Die Ausweitung des Programms zum Ankauf von Staatsanleihen wird auch von der Brüsseler Denkfabrik befürwortet.Die Pandemie könnte laut Bruegel ein Umdenken in Bezug auf die Globalisierung auslösen. Wie immer sei eine solche Krise auch eine Gelegenheit, die Geschäftsmodelle zu überdenken und – vielleicht auch mit Blick auf die Klimabedrohungen – die internationale Mobilität neu zu bewerten.