Reallöhne in Deutschland legen kräftig zu

Stärkstes Plus seit mehr als zwei Jahren

Reallöhne in Deutschland legen kräftig zu

Reuters Berlin – Die Kaufkraft der deutschen Arbeitnehmer ist im dritten Quartal so stark gestiegen wie seit zwei Jahren nicht mehr. Die Reallöhne wuchsen um 1,5 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte. Zwar erreichte die Inflationsrate in diesem Zeitraum mit 2,1 % den höchsten Stand seit sechs Jahren, doch zogen zugleich die Löhne mit 3,6 % so kräftig an wie seit mehr als sieben Jahren nicht mehr. Unter dem Strich steht also ein realer Verdienstzuwachs von 1,5 %.Experten gehen davon aus, dass auch im kommenden Jahr die Löhne deutlich stärker steigen werden als die Preise. Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) erwartet, dass die verfügbaren Einkommen um 3,6 % zunehmen. Die Inflationsrate dürfte im Jahresschnitt auf 1,8 % fallen und damit die Kaufkraft etwas weniger schmälern als im zu Ende gehenden Jahr mit 1,9 %. Der private Konsum soll deshalb eine wichtige Stütze für den Aufschwung bleiben, der wegen Handelskonflikten, Brexit-Verunsicherung und schwächerer Weltkonjunktur an Dynamik verlieren dürfte. Hinzu kommen deutliche Beschäftigungszuwächse, die ebenfalls die Kauflaune stützen sollten.Überdurchschnittlich hohe Verdienstzuwächse gab es im dritten Quartal für die Beschäftigten im Grundstücks- und Wohnungswesen mit 7,2 % und im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung (+6,4 %). Unterdurchschnittlich fiel das Plus im Bereich Erziehung und Unterricht (+2,4 %) sowie bei sonstigen Dienstleistungen (+2,1 %) aus. In den ostdeutschen Ländern lag das Plus mit 3,8 % über dem Bundesdurchschnitt, im Westen mit 3,5 % knapp darunter. Das absolute Verdienstniveau unterscheidet sich aber deutlich. Während der Bruttomonatsverdienst (ohne Sonderzahlungen) von ostdeutschen Vollzeitbeschäftigten zuletzt bei 3 173 Euro lag, betrug er im Westen 4 013 Euro.